■ Soundcheck: El Vez
Gehört: El Vez. Zuerst waren da nur die Memphis Mariachis, die Stirnbänder allzu tief im Gesicht, dann die dünngeschürzten Lovely Elvettes mit Can Can-Schritten und sombritos vor der Brust. Doch dann kam er, ganz in Weiß, ganz Testosteron mit gestellter Tolle: King El Vez. E carramba qué hombre! Da wird Graceland zu Graciasland, „In the Ghetto“ zu „En el barrio“ – ohne viel Federlesen sprach El Vez die Pop-Ikonographie mit mexikanischem Akzent aus, streifte den nationalen Eckpfeilern – dem Revolutionär Zapata, dem Inkafürsten Cuauthemoc und der Jungfrau von Guadalupe – das Rüschenhemd des Rock'n'Roll über. Doch als schiere Imitation von Elvis mochte El Vez nimmermehr durchgehen. So kreuzte er in der mäßig gefüllten Großen Freiheit am Freitag wagemutig den Baßlauf von „Born To Be Wild“ mit „Sympathy For The Devil“ zu einem „Viva la Pampa“, daß einem der Zahnbelag gerann. Umgekehrter Kulturimperialismus oder die beste Ware auf dem neuen nordamerikanischen Markt? Elz Vez allein gegen McDonald und Michael Jackson! V. Marquardt
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