■ Soundcheck: Marc Almond
Gehört: Marc Almond. Der Ort, an dem in Hamburg die Diva an sich verkauft wird, hat einen Namen: Schmidts. Unvermeidlicherweise in eben diesem Lastertempel-light, Sektion Tivoli, trat gestern abend auch Marc Almond zum norddeutschen Gastspieldrittel während seiner Mini-Tournee an. Es sollte wohl ein Ausblick auf einen neuen Almond werden, neues Album im September, neue Musiker, Innovationen allenthalben.
Doch nichts davon. Die Rhythmusmaschine kam ein wenig moderner daher, eine glamouröse Bühnenshow fiel hoffentlich den örtlichen Verhältnissen zum Opfer und die Zuhörer spendeten überwiegend heterosexuell verhaltenen Beifall. Auf dies reduziert wirkte der gute Marc irgendwie langweilig und gelangweilt. Diese Musik braucht einfach optischen Pomp und Pathos, da reicht das kristall-lüsterne Trödel-Ambiente des Tivoli vorn und hinten nicht aus. Gebt dem Mann ein Orchester, eine große Bühne, mannigfaltige Garderobe, kreischendes Publikum. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind, denn intellektuelle schwarze Seide am Leib und ein Gitarrerro mit Wolf-Mahn-Begleitcombo-Barett auf dem Kopf machen noch keine musikalische Erneuerung.
Insofern war er noch der alte, nur schlampig verpackt. Was auch immer das für die Zukunft bedeuten mag.
Petra Möbel
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