■ Soundcheck: Robert Forster / Tanya Donelly
Gehört: Robert Forster. Natürlich gibt es ein Leben danach. Nach dem Starruhm, nach dem Vagabundieren, nach der Trauer. Und es ist ein aufregendes Leben, wenn man es anpackt wie Robert Forster. Der Australier zog bekanntlich über ein Jahrzehnt mit der Pop-Band Go-Betweens durch die Welt, um sich kürzlich bei seiner Frau in der bayerischen Provinz niederzulassen. Jetzt verkörpert er den Vorzeigetyp eines gereiften Songwriters, der nicht den Rock'n'Roll simulieren muß, um sich für seine Kunst zu stimulieren.
Der 40jährige, der aufgrund der Überfüllung im Knust durchs Fenster auf die Bühne steigt, hat die für jeden Songwriter unerläßlichen Disziplinen in den letzten Jahren gut trainiert: Erinnerung und Beobachtung. Wer sie beherrscht, muß nicht sein Herz bis zum letzten Blutstropfen auswringen, um sowas wie Echtheit zu vermitteln. Erstaunlich sind in dieser Hinsicht die neuen Songs, die Forster zum ersten Mal in Hamburg darbietet: In „German Farmhouse“geht es um eine Musikakademie in Kassel, die durch ein Benefizkonzert mit einem Star-Tenor finanziert werden soll, und später singt Forster eine Ode an Patti Smith – und zieht dabei liebevoll über die Gestik der größten aller Rocksängerinnen her. Das ist schon deshalb amüsant, weil er selbst stets den Job des Songwriters mit dem des Performers gleichgesetzt hat.
Während er Stücke aus fast allen Abschnitten seines inzwischen opulenten Songbooks spielt, also alle Hits zwischen „Spring Rain“und „Snake Skin Lady“, sitzt jeder Augenaufschlag. Forster ist ein äußerst selbstreflektiver Songwriter – ein extrem eleganter Entertainer ist er ebenfalls. Eines, so sagt er gegen Ende der Show, sollten wir unbedingt wissen: „I'm not happy with my hair tonight.“
Christian Buß
Heute abend: Tanya Donelly. „Don't You Wanne Be Rememembered?“fragt sie auf ihrem neuen Album. Klar, jeder möchte in irgendjemandes Herzen rumschwirren, allerdings ist offen, als was Tany Donelly dies tun könnte. Bei den Throwing Muses war sie einst für die vertrackteren Parts zuständig, Mitglied der Breeders ist sie auch mal gewesen, und mit Belly stand sie kurz vor dem großen Erfolg – bis sie auch auf diese Band keine Lust mehr hatte. Jetzt rollt die Amerikanerin den Alternativ-Rock solo von seiner schokoladensüßen Seite auf. cbu
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