■ Soundcheck: Nationalgalerie
Gehört: Nationalgalerie. Für den Moment haben sie gewonnen – zumindest nicht verloren. Nationalgalerie, die Hamburger Band, die am wenigsten von allen aus Hamburg zu kommen scheint, hat momentan ein bißchen Erfolg. Die Plattenfirma scharrte nach drei Alben auch sicherlich unruhig mit den Füßen, aber nun stehen sie in den Charts, und nicht wenige Menschen zeigen sich in puncto Konzertbesuch interessiert. Das ist doch schon mal was. In der auch im Frühherbst noch triefenden Markthalle erlebte das wippende Publikum ein gutes Konzert, und eine Frage schwurbelte in den durchgerockten Köpfen umher: Weiß die Band etwa gar nicht, daß sie angenehme Musik macht? Und: Warum ist ihnen der öffentliche Auftritt so – ja, peinlich? Verlegen wird neben das Mikrophon gespuckt, ungläubig in die sich amüsierende Menge geblickt. Koketterie ist noch etwas anderes. „Gefällt es euch auch wirklich – also, so richtig?“ war die unausgesprochene Dauerüberlegung der Band. Ja, dieser Band, die den Deutschrock aus seinem nassen Grab holen könnte. So was. Schöner melancholischer Rock, zuweilen mit AC/DC-Riffs – da kennen wir Schlimmeres, liebe Nationalgalerie. Aber, ach ja, hier ist Hamburg. Heimatstadt, aber eben nicht Heimspiel. Hier gibt es modernere Menschen ohne Löcher in den Jeans, ganz klar. Dann die Überraschung: Kurz nach elf, am Donnerstag abend, spielen sie „Friday I'm In Love“ von The Cure. Einmal ihrer Zeit voraus. Das ist Heldenmut, wir ringen um Fassung.
Benjamin von Stuckrad-Barre
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