Soundcheck: Heute: Smith & Mighty.
Was kann das sein? Eine Gemeinschaftsproduktion des Waffenherstellers mit den weißesten Vertretern des nuyorican HipHop? Hat Will vielleicht ein neues Pseudonym? Nein, Rob Smith, Don Mighty und Peter D. Rose sind Pioniere eines Sounds, der mit Massive Attack, Roni Size oder Tricky als Trip-Hop oder Bristol-Sound Eingang in die Musikgeschichte fand. Smith & Mighty selber scheinen diesen Eingang verpasst zu haben. Vielleicht weil sie zur falschen Zeit die längst richtige Musik machten und das Publikum wunschlos unglücklich war.
Früher haben sie als Three Stripes ein Soundsystem betrieben und verhalfen Fresh-Four mit „Wishing On A Star“ als Produzenten zu einem Welterfolg. Als Musikschaffende waren sie danach zwar respektiert, in erster Linie aber erfolglos. 1995 ging ihr erstes eigenverlegtes Album Bass is maternal auf MoreRockers in einer Flut von TripHop-Veröffentlichungen unter, und sie verschwanden in der Versenkung. Ja, bis sie irgendwann „aufgrund eines grandiosen Sets im Rahmen der britischen Musiksendung Essential Mix auf Radio 1“ (Presseinfo) wiederentdeckt wurden. Anschließende DJ-Gigs in der ganzen Welt mehrten dann den längst verdienten Ruhm, der sich spätestens nach der Veröffentlichung der von Smith & Mighty zusammengestellten „DJ-Kicks“-Compilation auch bei einem breiteren Publikum einstellte.
Auf dem Label K7 liegt nun mit Big World, Small World ihr neuestes Werk vor. Auf ihm sind sich Smith & Mighty – wie heißt es – treu geblieben. Inhaltlich und musikalisch bieten sie, was sie eh immer am besten konnten: deepste schwarze Musik verschiedenster transatlantischer Herkunft mit Vocals von befreundeten Musikern aus Bristol und Umgebung (Rudy Lee, Tammy Payne, Alice Perera) zu einer beeindruckenden Melange kulturellen Austauschs zu verarbeiten. Die dazugehörigen Ingredienzen lauten: Reggae, Soul, HipHop, Jazz, Pot und immer wieder Dub. Heute sind die Chefköche in der Lounge, und dort werden sie, mehr als alle anderen, über ihren Tellerrand hinausschauen.
Thomas Kühnrich
23 Uhr, Lounge, Gerhardstr. 16
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