: Soundcheck: Bolt Thrower mit Vader / Grave / Dr. Hook / Screaming Trees / Alice In Chain
SOUNDCHECK
Heute abend: Bolt Thrower mit Vader/Grave. Wenn es um Fragen der Authentizität geht, haben Bolt Thrower gegenüber ihren zahlreichen amerikanischen Genre-Verwandten einiges voraus - läßt sich finsterer Death Metal doch natürlicher mit bleichen englischen Arbei-
1terkindern als mit floridianischen Surflehrern assoziieren. Aber auch im englischen Umfeld gehören die fünf Birminghamer zu den bemerkenswertesten Bands dieser extremen Musik: So beschäftigen sie die einzige Frau im Todesmetall (am Bass) und gehören mit ihrer fast
1sechsjährigen Bandgeschichte zu den Pionieren der Kombination Röchelgesang/Doublebass. Der status quo macht sich bemerkbar: Über die Faszination am eigenen Soundeffekt längst hinaus, gelingt es Bolt Thrower, griffige Songs aus dem brodelnden Brei zu formen. Platte Provokation wich, wie auf der jüngst erschienenen CD The IVth Crusade nachzuhören, saftiger Entspanntheit. Einiges zickiger als dieser wuchtige Bärentanz fällt die bleihaltige Musik von Grave aus Europas Death-Metal-Hochburg Schweden aus, und in der Heimat des Newcomers Vader beginnt die Kraftmusik jetzt erst so richtig zu sprießen: Sie stammen aus Polen. Daß diese aufregende Eurovision Züge des Fegefeuers annehmen könnte, liegt weniger am (unterdurchschnittlichen) Satanskult der versammelten Bands, als vielmehr am viel zu kleinen Auftrittsort - das Logo wird platzen. Holger in't Veld
Logo, 21.30 Uhr
Heute abend: Dr. Hook. Der weiße Hut und die Augenklappe über einem gestutzten Walroßbart waren das unverkennbare Signet der 70er Jahre Twen-Hit-Lieferanten Dr Hook and the Medicin Show. Mit ihrer ersten Schnulze „Sylvia's Mother“, mit der unser Fotoredakteur Henning gewisse schöne Stunden in Schweden verbachte, und ihrem Auftritt im Dustin Hoffmann- Film „Harry Kellermann“ begann eine Bilderbuch-Karriere mit Abermillionen verkaufter Singlehits. Mit Weltschlagern wie „When You're In Love With A Beautiful Woman“, „Sexy Eyes“ oder „Sharing The Night Together“ legte die Band um Sänger Ray Sawyer, die für ihr zotiges und rauhes Bühnen- und Privatleben berühmt war, außerdem ihre schwarzen musikalischen Wurzeln bloß, nämlich Soul. Sie waren die Vorreiter einer langen Reihe weißer Crooner, die sauberes Geld mit geclonter Musik machten. Pünktlich zur Revival-Tour ist jetzt auch eine Compilation mit den 20 bekanntesten Stücken der White Bunch erschienen. tlb
Große Freiheit, 20 Uhr
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