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Soros investiert bei Manchester UnitedDer Kick des Gutteufels

Der US-Millardär und Hedgefondsmanager George Soros steigt beim englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United ein. Und löst damit großes Rätselraten aus.

Gibt gerne den generösen Spender: Hedgefonds-Milliardär George Soros. Bild: ap

BERLIN taz | George Soros ist eine Art Gorbatschow für Kapitalisten. Der 82-jährige US-Amerikaner hat laut Forbes ein Vermögen von 14 Milliarden Dollar angehäuft, mit Methoden, die in der gesellschaftlichen Moralskala ungefähr auf einer Ebene mit Heroinschmuggel und Menschenhandel stehen: mit lupenreiner Zockerei als Manager von Hedgefonds. Gleichzeitig kritisiert Soros, was ihn groß gemacht hat.

Jetzt hat einer seiner Fonds für 40 Millionen Dollar rund 2 Prozent am englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United übernommen. Warum, darüber rätseln sie in England. Soros gerierte sich in den letzten Jahren als generöser Spender, der allein 100 Millionen an Human Rights Watch gab.

Zudem zeigt sich eine fast schizophrene Konstante in seinen Publikationen: Zwar verdiente Soros auf den deregulierten Finanzmärkten Milliarden. Legendär, wie er 1992 gegen die englische Notenbank spekulierte, sie in die Knie zwang und mit dem abgewerteten Pfund eine Milliarde Dollar verdiente.

Aber Soros kennt die Märkte, deshalb hält er sie für launisch, instabil, manisch-depressiv. Er widerspricht dem neoliberalen Credo, der Markt strebe ein natürliches Gleichgewicht an. Soros will eine Art kapitalistische Perestroika.

Auch Fußball kann launisch sein, ManU verlor gleich sein Auftaktspiel in der Premier League am Montag mit 0:1. Vermutlich, so wird spekuliert, setzt Soros bei dem wertvollsten Club der Welt auf die ständig steigenden Fernseherlöse. Ohnehin ist unklar, ob Soros oder einer seiner Fondsmanager hinter dem Deal steckt.

Soros ist eher Privatier, verlobt mit der 42 Jahre jüngeren Tamiko Bolton. Zwei Ehen, fünf Kinder. Ansonsten lanciert er regelmäßige Attacken auf Angela Merkels Europolitik. Im Juni gab er der Eurozone noch drei Monate, um das deutsche Spardiktat abzuschütteln.

Eigentlich hält er die deutsche Gesellschaft für offen und demokratisch, sie müsste Merkel davon überzeugen, gemeinsamen europäischen Staatsanleihen und einer Wirtschaftsregierung zuzustimmen. Er begründet seine Ideen ökonomisch und hält wenig von historischer Schuldzuweisung. Obwohl er seine Gründe hätte: Soros überlebte als Sohn jüdischer Eltern die deutsche Besatzung Ungarns.

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2 Kommentare

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  • EH
    Emil Hedley

    Was Soros mit der linken Hand beim Teufel verdient, gibt er mit der rechten an die Zivilgesellschaft weiter - wer weiß, vielleicht will er auch Man U zivilisieren. Das Problem ist natürlich, dass nur wenige Reiche so etwas tun.

    Es wäre besser, die Gesellschaft hätte die Einkommen vorher besser verteilt - die Zivilgesellschaft hätte das größte Problem, nämlich Armut und prekäre Existenz, besiegt.Was besser in einer flüssigen Marktwirtschaft à la Norwegen funktioniert, die Einkommen generiert und hohe Standards etabliert hat (im Gegensatz zu UK und US, wo sich etwa ein Viertel der Gesellschaft als permanente Unterschicht etabliert hat).

    Gerade weil sie den Laden kennen, sind es oft die Renegaten des Kapitalismus bzw. Kommunismus, die zu der brilliantesten Kritik fähig sind.

     

    Jeder Mensch, der noch über ein bisschen emotionale Intelligenz oder Com-Passion verfügt, egal, ob er zweitausend Euro oder das Hundertfache im Monat verdient, weiß, dass er in dem Moment, wo er über die Runden kommt, den Rest seines Einkommens für soziale verantwortliche Zwecke ausgeben und auf Luxus verzichten kann.

    Soros Artikel, weniger seine Interviews, setzen detailliertes Wissen voraus(er wendet sich meist an die Elite, siehe z.B. Beiträge des 'project syndicate's oder in der engl FT). Beim Zerfall der Sowjetunion und in der Asienkrise '96 hat er viel getan, um ganze Staaten flüssig zu halten.

    Zum Euro hat er festgestellt (kein Zitat) - habt ihr eine gemeinsame Währung, braucht ihr gemeinsame Strukturen.

    Die finanzpolitischen Analphabeten in der Politik haben jedoch - von ein paar nutzlosen Schuldenkriterien abgesehen - einen Euro im luftleeren Raum kreiert. So lässt Merkel lieber die EZB 'sündigen', also BILLIONEN in Umlauf bringen, als selbst Verantwortung zu übernehmen. Man kann ja behaupten, im EZB keine Macht zu haben...Diese ständige Flucht vor der Verantwortung - zwar zu sagen, scheitert der Euro, scheitert Europa, aber wenig dafür zu tun, damit er nicht scheitert - wird in diesem Herbst auf die Probe gestellt.

    Nach Soros'Logik könnte man übrigens auch in die andere Richtung gehen. Lassen wir den strukturlosen Euro fallen, stutzen wir ihn auf ein erträgliches Maß, entmachten wir die Kommission und ermächtigen wir die Demokratie! Sie funktioniert nur, wenn sie regional verankert ist (und das ist sie schon lange nicht mehr).

    Hören wir auf, soziale und investive Programme des Staates hinzumschmeißen, weil das System die ganze Zeit gerettet werden muss. Vor drei Jahren hätten wir mit streng beaufsichtigten Eurobonds noch beides haben können. Aber dieses Geld ist dank deutscher Verweigerung (FDP und Sinn) nicht mehr vorhanden.

    Die von den Massen erwünschte Auflösung des Euro - sehen wir Griechenland als Separatfall - würde jedoch von der globalen Finanz-Mafia mit einer Wette gegen Europa beantwortet werden, was einem Zusammenbruch gleichkäme.

    Und davor hat nicht nur ein Linksliberaler wie Soros Angst, dem schon seit Jahrzehnten seine persönliche Lage egal sein kann. Es muss nicht wie schon 1933 zu Rassismus und Rechtsextremismus führen (außer in Ungarn, Rumänien, Griechenland,Österreich, DK, Finnland, Bayern, Holland...)Es reicht, wenn der Zusammenhalt demokratischer Gesellschaften immer mehr zerreisst.

    Allein, jeden Raum, den du den Märkten, den Oligarchen, den Spekulanten, den Monsantos und Microsofts einmal überlassen hast, kriegst du nie wieder zurück. George Soros weiss das besser als jeder andere.

  • G
    Geldsack

    Zitat "... Der 82-jährige US-Amerikaner hat laut Forbes ein Vermögen von 14 Milliarden Dollar angehäuft, mit Methoden, die in der gesellschaftlichen Moralskala ungefähr auf einer Ebene mit Heroinschmuggel und Menschenhandel stehen: mit lupenreiner Zockerei als Manager von Hedgefonds. ..."

    Und ich füge hinzu: Rotlichtmilieu und Mitglied in einer Nazi-Partei, das hat den gleichen 'Ruf', nämlich einen die betreffende Person moralisch vernichtenden Ruf.

    Manchester United soll den Geldsack rauswerfen!