Sonntag in Bremen : „Lissabon ist poetischer“
16 bis 30-Jährige haben Bremen und Lissabon fotografiert. Das KUBO zeigt ihre Werke
taz: Herr Roth, gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen den eingesandten Fotos aus Bremen und Lissabon?
Detlef Roth, Kurator: Ja, die aus Lissabon wirken, … ich würde sagen, poetischer. Zum Beispiel zeigen wir aus beiden Städten Aufnahmen von Straßenbahnen. Die aus Bremen ist schnell und glänzend, sehr technisch, was dadurch betont wird, das sie in der Bewegung aufgenommen ist. In Lissabon sind es die alten aneinandergereihten Waggons, sie sind schön bunt, die Fenster sind offen und die Leute gucken heraus.
Auf den portugiesischen Fotos sind auch mehr Menschen zu sehen, oder?
Das ist sehr auffällig, ja. Sogar solche Orte wie der Schnoor sind menschenleer, was ja eigentlich nur nachts vorkommt. Aber die Fotografin hat so gesehen.
Die meisten Bilder zeigen die klassischen Bremer Motive, die auch in Bildbänden verwendet werden. Hat Sie das überrascht?
Ja, mich hat das verwundert. Die Trash-Ecken, das Rostige gibt es zwar auch, aber als Ausnahme.
Ist das nicht fantasielos?
Nein, das finde ich überhaupt nicht. Das Thema war ja „Ich liebe meine Stadt“ und die jungen Menschen identifizieren sich offenbar mit diesem Bild von Bremen. Das hat auch etwas sehr Positives.
Man könnte ja auch sagen, je härter die Wirklichkeit, desto größer die Sehnsucht nach Heile-Welt-Bildern.
Aber sie haben sich nicht ins Private zurückgezogen und fotografieren nur noch sich und den Freund auf dem Sofa, sondern gehen raus. Interview: E. Bruhn
Ausstellungseröffnung: 25.2., 12 Uhr; Kubo, Beim Paulskloster 12