Sonderposten nicht für jeden

RASSISMUS

Der Sonderpostenmarkt „Thomas Philipps“ in Bramsche-Hesepe bei Osnabrück steht nicht allen KundInnen offen. Bis Donnerstag hieß ein Schild am Eingang in fünf Sprachen lediglich „EU-Bürger herzlich willkommen“ – AsylbewerberInnen, die im unweit gelegenen Flüchtlings-Aufnahmelager untergebracht sind, waren damit nicht gemeint. Wachleute kontrollierten die Einhaltung des „Willkommens“-Schildes.

In der Vergangenheit, so die Rechtfertigung der zuständigen Sicherheitsfirma, sei es gehäuft zu Diebstählen gekommen. Stimmt nicht, sagt die Polizei: Die Zahl der angezeigten Diebstähle beim Thomas-Philipps-Markt sei vielmehr konstant.

Etwa 600 AsylbewerberInnen warten in Hesepe auf ihre Anerkennung oder Abschiebung. Um den Ramsch-Supermarkt wegen des Verstoßes gegen das Gleichbehandlungsgesetz belangen zu können, hätte eineR gegen ihn aussagen müssen. Das ist freilich nicht geschehen – AsylbewerberInnen mit unklarem Aufenthaltsstatus wollen möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Maximale Aufmerksamkeit hat indes Thomas Philipps auf sich gezogen – und massiven Druck seitens Medien und PolitikerInnen: Die grüne Landtagsabgeordnete Filiz Polat protestierte genauso wie Maren Kaminski, Landessprecherin der niedersächsischen Linkspartei. Innenminister Boris Pistorius (SPD) nannte das Flüchtlings-Hausverbot „beschämend“, Bramsches Bürgermeisterin Liesel Höltermann (auch SPD) sagte: „Wir wollen uns nicht in eine rechte Ecke stellen lassen und auch nicht zum Anziehungspunkt für rechte Elemente werden.“

Die gibt es in Bramsche aber längst: „Ich bin vor Wochen einkaufen gewesen, das Packvolk, was hier rumhing’ – ich wollt’ schon gar nicht mehr hier her“, äußerte sich etwa ein Bürger vor laufender NDR-Kamera. Die Mehrheit der AnwohnerInnen, das sagen Bürgermeisterin Höltermann, aber auch Conrad Bramm, Leiter der Aufnahmestelle, hätten aber viel Verständnis für die Flüchtlinge. In sozialen Netzwerken wie Facebook wurde in den vergangenen Tagen vielfach zum Boykott des Sonderpostenmarktes aufgerufen.

Der hat nun reagiert: Das Schild ist verschwunden, und statt zweier uniformierter Sicherheitsleute passt nur noch einer auf – und der trägt Zivil. Ob das bedeutet, dass ab sofort auch Nicht-EU-Mitglieder bei Thomas Philipps willkommen sind, ist nicht abschließend geklärt: Die Geschäftsleitung mit Sitz im unweit entfernten Bissendorf erteilt keine Auskunft.  SCHN