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Sommerlektüre für KinderDas pupsende Pony

Die Schulferien beginnen, verregnete Tage oder genießerische Mußestunden mit den Kindern wollen gefüllt sein. Die taz packt die schönsten Kinder- und Jugendbücher dieses Sommers ein.

Studien zeigen, das manche Kids in den Sommerferien viel verlernen. Abhilfe schafft eine Kiste voller Bücher. Guter Bücher. Bild: photocase/momosu

Die Wortschatzkiste von Rotraut Susanne Berner, weil man mit ihr "Einfach alles!" in einem hat: eine Wörtersammlung, ein Wörterbuch für sechs Sprachen, eine Spielebox mit mindestens 25 Spielmöglichkeiten und 150 Motive, um unendlich viele Bildgeschichten zu erfinden. Nicht nur für die Kleinsten, für jedes Alter hat die Wimmelweltschöpferin Rotraut Susanne Berner auf 150 Karten unsere Welt in Einzelbilder übersetzt. Hintendrauf steht der Begriff in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Chinesisch, dazu leere Zeilen zum Eintragen weiterer Sprachen. Eine Redewendung zu jedem Wort, wie zum Beispiel "Hinter dem Mond leben" oder "zwischen allen Stühlen sitzen" für die Begriffe Mond und Stuhl, öffnen den Blick für die Bildlichkeit unseres alltäglichen Sprachgebrauchs.

Wer Anregungen zum Spielen, Lernen, Sortieren, Erzählen und Fantasieren wünscht, findet in einem klug gemachten Begleitheftchen reichhaltige Tipps. Letztlich kann man die Karten sogar als Bauklötzchen nutzen, zum Beispiel um einen riesigen Wortkartenturm zu bauen.

Das dicke, quadratische Pappbuch "Piep, piep, piep", weil es nicht nur die Welt der Dinge benennt, sondern sie auch hörbar macht. Mit fröhlich plakativen Bildern ist auf der rechten Seite ein Gegenstand oder ein Tier zu sehen, dessen Geräusch auf der linken lautmalerisch beschrieben wird: "Der Schnupfen macht hatschi" - "Der Schmerz macht aua" - "Der Frosch macht quak". Auf 55 Doppelseiten führt Soledad Bravi durch die Welt der Geräusche und hat auch an Überlebenswichtiges gedacht: "Die Steckdose macht nein!" Auch die Grenzen der hörbaren Welt hat sie ausgelotet: "Die Schnecke macht gar nichts, aber bewegt elegant ihre Fühler." Sprach-, Welt- und Bildvermittlung vom Feinsten, zu der die Allerkleinsten vor Vergnügen quietschen!

"Eine Dose Kussbonbons"

"Eine Dose Kussbonbons" für alle Kinder, die zum ersten Mal ohne Eltern wegfahren. Wie man eine solche Dose bastelt und was es mit ihr auf sich hat, erzählt Michel Gay im gleichnamigen Bilderbuch. Der Zebrajunge Zeo hat Angst, allein wegzufahren, weil er befürchtet, ohne elterliche Gute-Nacht-Küsse nachts nicht schlafen zu können. Deshalb greift Mama zum Lippenstift und küsst mit bemalten Lippen den Papa. Die zwischen beiden Mündern gehaltenen Zettel werden zusammengefaltet und in eine hübsche Dose gepackt.

Sommerbibliografie

Rotraut Susanne Berner: "Einfach alles! Die Welt in Bildern". Klett Kinderbuch 2009. 19,10 €

Soledad Bravi: "Piep, piep, piep. Das Buch der Töne und Geräusche". Moritz Verlag 2009. 116 S., geb., 12,95 €. Ab 1,5

Jahren

Michel Gay: "Eine Dose Kussbonbons". Tobias Scheffler (Übersetzung). Moritz Verlag 2008. 32 S., 12,80 €. Ab 3

Eva Muszynski, Karsten Teich: "Cowboy Klaus und sein Schwein Lisa". 2007. "Cowboy Klaus und das pupsende Pony". 2008

Gudrun Likar/SaBine Büchner: "Prinzessin Fibi und der Drache". 2009

Salah Naoura: "Geheimnis um Baldini". 2009. Alle: Tulipan Verlag, 7,95 €, ab 6

Franz Hohler: "Das große Franz Hohler Buch". Illustrationen Nikolaus Heidelbach. Hanser Verlag 2009. Ab 5 zum Vor- und Selbstlesen für die ganze Familie. 19,90 € (auch als Hörbuch: Igel Records. 15,95 €)

Simon Mason: "Die Quigleys". Gabriele Haefs (Übs). Carlsen Verlag 2009. 96 S.,

7,95 €. Ab 8

Andreas Steinhöfel: "Rico, Oskar und das Herzgebreche". Carlsen Verlag 2009, 269 S., 12,90 €. Ab 10

"Rico, Oskar und …" auch als Hörbücher, gelesen von Andreas Steinhöfel. Hörbuch Hamburg, 19,95 €

Roddy Dodyle, Deborah Ellis, Gregory Maguire, Nick Hornby, Margo Lanagan, Linda Sue Park, Eoin Colfer, Ruth Ozeki, Tim Wynne-Jones, David Almond: "Klick - Zehn Autoren erzählen einen Roman". Birgitt Kollmann (Übs.). Hanser 2009, 224 S., 14,90 €. Ab 12 Jahren

Diese Kussbonbons funktionieren wie Abziehbilder, bloß mit Küssen statt mit Bildern. Gleich in der ersten Nacht verbraucht Zeo die tröstenden Bonbons, aber nicht für sich allein, sondern für alle Kinder, die nicht einschlafen können. Ohne Kussbonbons, dafür aber mit vielen neuen Freunden verbringt Zeo Superferien. Beeindruckend, wie Gay seinen Zebras menschliche Gestik und Mimik so einzeichnet, dass man ihnen jede Gemütsbewegung von den Streifen ablesen kann. Und wie die Erfahrung zeigt, ist die Idee mit den Kussbonbons goldwert!

Das pupsende Pony

Die Erstlesereihe ABC des Tulipan Verlags, weil Sechs-, Siebenjährige ihre erste Ferienlektüre selbst lesen wollen. Sich von der stupiden Massenware der Erstlesebücher abzuheben ist bei Tulipan Programm. Illustratoren mit unverwechselbarem Strich und Stil illustrieren clevere und ulkige Texte. Absoluter Kult sind in der Reihe A die Cowboy-Klaus-Bücher. Karsten Teich hat die schrägen Geschichten von Eva Muszynski um Cowboy Klaus, sein Schwein Lisa und die Kuh Rosi mit Bildern versehen, die grellbunt und nah am Comic sind. Die Bücher gefallen Mädchen genauso wie Jungs und sind einfach grandios witzig.

Neu in der Reihe B, also für die etwas Fortgeschrittenen, sei Gudrun Likars "Prinzessin Fibi und der Drache" empfohlen. Inhaltlich zwar nichts Neues, dafür aber sehr witzig erzählt, machen die Illustrationen von SaBine Büchner das Büchlein zu einem wahren Schatz. Unvergesslich die depperten Blechdosenritter, die verbogen und verbeult vor dem wütenden Drachen das Weite suchen!

In Reihe C erzählt Salah Naoura das "Geheimnis um Baldini", eine Krimigeschichte um einen verschwundenen Musiker, lauschig überwucherten Balkonen und einem findigen, kleinen Jungen. Das Ganze mit italienischem Ambiente und schnurrigen Bildern von Katja Wehner.

Eichhorn auf Misthaufen

Das "große Franz-Hohler-Buch", weil hier 91 Erzählungen des Schweizer Humoristen versammelt sind und treffsicher von seinem Bruder im Geiste, Nikolaus Heidelbach, illustriert werden. Hohler versteht es aus den abwegigsten Ideen fesselnde Geschichten zu erfinden, die direkt kindlichen Fantasien entsprungen scheinen, aber auch Erwachsene durch hintersinnigen Humor amüsieren. Kürzeste, kurze, lange und längere Geschichten erzählen zum Beispiel von Eichhörnchen, die mit Misthaufen Freundschaft schließen, Elchen, die sich Gasmasken andrehen lassen, und Maden, die nach Hongkong reisen. Auch das Hörbuch, das der Kabarettist Hohler mit schweizerischem Akzent eingelesen hat, finden Kinder äußerst faszinierend.

"Die Quigleys"

"Die Quigleys", weil dieses Buch vier herrlich schräge Geschichten erzählt, von der eine komischer ist als die andere. Jeweils ein Mitglied der Familie Quigley steht dabei mit seinen Nöten, Schwächen und Stärken im Mittelpunkt. Zuerst erlebt Papa als Babysitter eine scheußliche Nacht bei den Nachbarskindern. Dann kämpft Tochter Lucy mit allen Mittel, um auf einer Hochzeit als Brautjungfer im Bienenkostüm erscheinen zu dürfen. Mama erlebt an ihrem Geburtstag nur Enttäuschungen, um am Ende auf äußerst originelle Weise entschädigt zu werden. Will schließlich wirkt mehr oder weniger subtil auf seine Eltern ein, damit zu Weihnachten sein größter Wunsch erfüllt werde: ein echter Würgadler als Haustier! Lebensnah und doch irrsinnig komisch zum Vor-, Selber- und Reihumlesen, ab 8 Jahren und für die ganze Familie.

"Rico, Oskar und …"

"Rico, Oskar und das Herzgebreche", weil der zweite Band von Andreas Steinhöfels Rico-Trilogie ein echter Knüller ist. Rico und Oskar sind einem Fall auf der Spur, in den Ricos Mutter verwickelt scheint. Aber es gibt noch mehr Gründe, die den tiefbegabten Rico an und über seine Grenzen führen. Ein unbedingtes Muss für alle, die Andreas Steinhöfels Bücher noch nicht kennen, und für alle anderen, weil sie schon die ganze Zeit nach Ricos zweitem Abenteuer gelechzt haben. Ein ganz besonderer Tipp für lange Autofahrten sind die zwei vom Autor selbst eingelesenen Rico-Hörbücher. Könnte beim Fahren allerdings gefährlich werden, denn manchmal hauts einen weg vor Lachen! Aber, Sellawie, wie Rico sagen würde.

"Klick"

"Klick!", weil hier zehn Autoren einen Roman geschrieben haben, in dem jedes Kapitel eine Überraschung ist. Linda Sue Park legt im ersten Kapitel den Grundstein des Romans mit dem Tod eines Fotoreporters, der seinen beiden Enkelkindern besondere Geschenke hinterlässt. Maggie erbt ein Holzkästchen mit Muscheln aus allen sieben Meeren mit der Aufforderung: Wirf sie alle zurück! Jason erbt signierte Sportlerfotos. Jeder Autor bringt in den folgenden Kapiteln originelle Ideen ein und spinnt Motive weiter aus, sodass jedes Kapitel eine spannende Geschichte für sich ist und sich doch alle zu einer stimmigen Fotocollage fügen. Ein Buch, das nachdenklich macht und die eigene Fantasie beflügelt, denn jeder und alles kann zum Anlass einer Geschichte werden.

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