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Archiv-Artikel

Solidarität mit Akbar Gandschi

Dem Aufruf des iranischen Regimekritikers zu einem dreitägigen Hungerstreik folgen zahlreiche Personen und Gruppierungen – vor allem im Ausland, aber auch im Iran

BERLIN taz ■ Der dreitätige Hungerstreik, zu dem der derzeit populärste iranische Journalist, Akbar Gandschi, von Deutschland aus aufgerufen hatte, ist gestern zu Ende gegangen. Gandschi gehört zu den schärfsten und mutigsten Kritikern des islamischen Gottesstaats. Bekannt wurde er vor allem durch seine Artikel und Bücher, in denen er die Hintergründe der zahlreichen staatlichen Mordattentate der Neunzigerjahre aufdeckte.

Diese Aufklärungsarbeit und seine Äußerungen über den islamischen Staat, dem er Despotismus und eklatante Missachtung der Menschenrechte vorwarf, brachten ihn für sechs Jahre ins Gefängnis. Dort wurde er schwer gefoltert und musste die meiste Zeit in Einzelhaft verbringen. In Haft schrieb er auch sein „Manifest“, in dem er den Gottesstaat analysierte und zu dem Schluss gelangte, dass ein religiöser oder ein mit sonstigen Ideologien behafteter Staat nie demokratisch sein könne.

Der Versuch der Machthaber, ihn zum Widerruf zu zwingen, scheiterte an seinem unbeugsamen Widerstand. Er wehrte sich durch einen Hungerstreik, der siebzig Tage lange andauerte und ihn fast das Leben gekostet hätte. Seitdem gilt Gandschi als Symbol des Widerstands. Im März dieses Jahres wurde er nach Ablauf seiner Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen.

Etliche internationale Preise und die Vergabe der Ehrenbürgerschaft der Stadt Florenz veranlassten ihn zu einer Reise ins Ausland. Hier forderte er das Regime in Teheran auf, innerhalb von zehn Tagen drei namentlich genannte politische Häftlinge freizulassen, andernfalls werde er zu einem weltweiten Hungerstreik aufrufen.

Das Regime zeigte keine Reaktion und untersagte auch den Medien, über Gandschis Aktivitäten zu berichten. Dem Aufruf zum Hungerstreik folgten zahlreiche Gruppen und Personen im Ausland, aber auch einige Gruppen im Iran. Es war nach Jahrzehnten das erste Mal, dass iranische Oppositionelle im Ausland gemeinsam an einem Protest teilnahmen. Die Aktion wurde auch von zahlreichen nichtiranischen Gruppen und Organisationen unterstützt.

Gandschis Ziel ist nach eigenen Angaben, den Widerstand gegen den Gottesstaat zu organisieren. Irans Opposition brauche eine Führung, sagte er. Er lehne jede Form von Gewalt ab, denn Demokratie und Freiheit seien durch Gewalt nicht zu erreichen.

Wie weit es Gandschi gelingen wird, zumindest die wichtigsten politischen Strömungen zu einigen, wird sich in naher Zukunft herausstellen. Er hat angekündigt, bald in den Iran zurückzureisen. Auf die Frage, ob er nicht befürchte, wieder verhaftet zu werden, sagte er: „Dieses Risiko muss jeder in Kauf nehmen, der Demokratie und Freiheit haben will.“ BAHMAN NIRUMAND