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Söldner statt Fans: Arbeitnehmer zeigen zu wenig Begeisterung

Foto: Nikolausfankulturfoto: reuters

Eine Unternehmensberatung rief jüngst 2.700 Werktätige an und verdichtete deren dreiste Beschwerden zu einer pompös „Mitarbeiterfocus Deutschland 2016“ genannten Studie. „Nicht einmal jeder fünfte deutsche Arbeitnehmer ist Fan seines Unternehmens“, wird darin die mangelnde Begeisterung der Belegschaften beklagt. Statt der Firma durch unbezahlte Überstunden für die Arbeitsstelle zu danken, erkühnt sich die Angestelltenbrut, frech der Kohle nachzujagen. Diese „Söldner“, warnen die Berater, sind im Gegensatz zum kreuzdevoten „Fan-Mitarbeiter“ jedoch „gefährlich“: „Sobald Söldner ein besseres Job-Angebot bekommen, sind sie weg.“ Man könnte Mitarbeiter auch besser bezahlen, damit sie nicht die Biege machen, doch ginge dann die Beraterfirma leer aus. Die bietet auf ihrer Webseite an, das „Beziehungsmanagement“ zu optimieren und Arbeitnehmer auf Fan-Tugenden wie „Commitment“ und „Bereitschaft zum Cross-Buying“ zu eichen: „Das Fan-Prinzip steht für mehr Gewinn bei weniger Aufwand.“ Glückwunsch, gewinnträchtiger ist nur noch das „Slave-Prinzip“.

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