: Sittsamkeit geht Staat nichts an
Ob der „Gesprächsleitfaden“ nur bei zweifelhaften Kandidaten zum Einsatz kommen soll, das wird sich noch zeigen; angekündigt war es anders, verstanden wurde es von den kommunalen Befehlsempfängern ebenfalls anders. Wird aber doch pauschal Leuten aus muslimischen Ländern hinterhergeschnüffelt, dann ist das sehr wohl Sonderbehandlung nach Abstammung, auch „Rassismus“ genannt (und zwar doppelt, denn wer schon als Deutschenkind geboren ist, muss gar nichts beantworten, selbst wenn alle wüssten, dass sein Elternhaus durch und durch chauvinistisch ist). Nur wenn es sich um eine Regelanfrage bei der Einbürgerung handeln würde, könnte man nicht von Rassismus (im Rassismus) sprechen.
„Die CDU lehnt die Diskriminierung von Homosexuellen ab und setzt sich für die Gleichberechtigung ein.“ Sie glauben wohl, nur weil ein paar marketingbewusste Randgestalten es durch geschicktes Taktieren und im Schutz demografischer Trends an die Parteispitze geschafft haben, würde sich das Wesen dieses autoritären, konservativen, nationalistischen Vereins ändern?
Ein Staat schließlich, der sich als säkular versteht, müsse „erst recht“ die „sittlichen Grundlagen“ seines zukünftigen Staatsbürgers überprüfen. Lieber Herr Feddersen, einen säkularen Staat geht die Sittsamkeit seiner Mitglieder eben grade nichts an … genau das wurde unter der von Ihnen zitierten Chiffre 68 erkämpft. Ich darf denken und fühlen, was immer ich will, selbst wenn es Monstrositäten sind. Ich finde es schlimm, dass Sie das relativieren wollen, und dann auch noch auf Kosten von (rechtlich) Unterprivilegierten.
FLORIAN SUITTENPOINTNER, Köln