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Sind die Nürnberger die Deppen Deutschlands?

Am 20. Oktober erschien an dieser Stelle ein Artikel über Nürnberg: „Basdscho-Gemüt hißt S'wädschowiddä-Fahne“. Aber war das noch Satire, was unser Frankenlandkorrespondent Klaus Bittermann da notiert hatte? Nürnberger und Nürnbergerinnen sagen: Nein! Und schreiben sich seither, liebevoll betreut von der „Nürnberger Abendzeitung“, ihren Ärger von der Seele. Wir dokumentieren heute Auszüge aus Nürnberger Leserbriefen:

Hätte man Bittermann nicht wenigstens in den zehn Jahren, die er in Nürnberg verbracht hat, mundtot machen können? Es wäre besser gewesen, er hätte sich an seinem Schreibtisch nicht aus-, sondern totgekotzt.Lothar Rummelt, 90427 Nürnberg

Als gebürtige Nürnbergerin, ausgebombt 1943, finde ich keine Worte für die Unverschämtheiten des Herrn Bittermann. Während Tausende im Bombenhagel Leben und alles verloren haben, möchte ich fragen, wo Herr Bittermann seinen Arsch versteckt hatte, wenn er schon so alt sein sollte, daß er überhaupt davon eine Ahnung hat. (...) Nürnberger Lebkuchen, Bratwürste und Spielzeug sind auf der ganzen Welt bekannt, aber ein Schmierfink wie Herr Bittermann bestimmt nicht. Ich würde mich liebend gern mit diesem Herrn unterhalten.Marga Zenker, 91217 Nürnberg

Der Artikel auf der Titelseite (der „Nürnberger Abendzeitung“, s.o.) von den Schmähungen gegen unsere schöne Stadt, der hat mich schon aufgeregt! (...) Dieser Berliner Herr Bittermann soll bloß nicht mehr kommen. (...) Eine Stadt, die das „Schatzkästlein Deutschlands“ genannt wird, die leidet doch nicht unter dem „Gewaafe“ eines „Saupreißen“. Wer auf eine so schöne Vergangenheit zurückblicken kann, kann sich doch nur an die Stirn tippen, oder? Ich will hier die weltberühmten Söhne von Nürnberg gar nicht alle nennen, will die wunderschöne Altstadt nicht loben, die herrliche Umgebung nicht beschreiben. Wir Nürnberger sind stolz auf unsere Stadt.Marianne Chemnitz,

90480 Nürnberg

(...) Man sollte von Herrn Bittermann ein Foto in der Abendzeitung drucken. Vielleicht treffe ich diesen „netten“ Mann ja mal, dann trichtere ich ihm meine Meinung ein.Christian Dorr, Fürth

Die Aussagen von Herrn Bittermann basieren auf Neid, denn Nürnberg hat wahrlich mehr zu bieten als Lebkuchen und Bratwürste. Aber angeberische Preußen können wir hier sowieso nicht leiden, deshalb freuen wir uns, wenn er in Berlin bleibt.Paula u. Adolf Lenoir,

90425 Nürnberg

Schade, daß Bittermanns Eltern nicht zu den bedauernswerten Menschen gehörten, die in den Bombennächten ums Leben kamen. Dann hätte es deren Sprößling Klaus nämlich nicht gegeben. (...) Aber wahrscheinlich waren seine bedauernswerten Eltern ja gar keine Nürnberger, sondern stammten aus Berlin, wo es den Sohnemann jetzt wieder hinzieht, um dort zu neuen tiefschürfenden Gedanken über das Wiederaufblühen der kriegszerstörten Hauptstadt zu finden. Die Berliner werden gierig darauf sein, mit seiner Häme übergossen zu werden.Horst Schmidbauer, MdB,

90459 Nürnberg

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