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Sieger des Deutschen SchulpreisesLernen auf dem Gipfel

Eine Klinikschule in Hindelang holt den Schulpreis. Dort lernen junge Patienten nur wenige Wochen. Mit ihrem offenen Unterricht ist sie aber ein "Juwel unter den deutschen Schulen", so die Jury.

Auch die Templiner Waldhofschule wurde ausgezeichet - für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern. Bild: dpa

BERLIN taz | Das ist eine große Überraschung: Die Schule einer Reha-Klinik in Oberjoch, Bayern, ist die beste Schule Deutschlands geworden. Die Schule hat eine ständig wechselnde Schülerschaft, weil dort an Asthma und Neurodermitis erkrankte Kinder meist nur vier bis sechs Wochen verweilen. Dennoch nannte die Jury des Schulpreises die Einrichtung ein "Juwel unter den deutschen Schulen". Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichte der Schule den Preis -- und einen Scheck über 100.000 Euro.

Die Schule hat Schüler von der ersten bis zur 13. Klasse. Sie bietet für ihre rund 240 Schüler alles - Grundschule, Haupt- und Realschule und Gymnasium. "Wir richten uns nach den Schülern", sagte die Schulleiterin Angela Dombrowski der taz. "Wir können und wollen uns Schüler nicht aussuchen." Die Scholl-Schule hat ein stark individualisiertes Lernkonzept - was ja gar nicht anders geht. Sie praktiziert offene Unterrichtsformen wie Wochenpläne, Freiarbeit, Werkstätten und Projekte. Hinzu kommt eine besondere Zuwendung.

"Es gibt viel Freiarbeit und es wird wenig mit dem Schulbuch gearbeitet", sagte ein Schüler. Im Schulprogramm steht: "Die Lehrkraft nimmt sich zurück, ihr Redeanteil sinkt, die Schüleraktivität steigt. Dazu werden Lernmaterialien bereitgestellt, die selbständiges Arbeiten ermöglichen".

Neben der Hindelanger Schule haben zwei Schulen für Kinder mit Handikaps weitere Preise gewonnen. Die inklusive Waldhofschule in Templin und die "Schule im Park" in Mecklenburg-Vorpommern. Daneben haben eine Erlanger Realschule, das Firstwaldgymnasium in Mössingen, die Grundschule Landau Süd sowie das Bielefelder Oberstufenkolleg Schulpreise bekommen. Sie erhalten jeweils 25.000 Euro.

"Ich finde, dass der Schulpreis ein tolle Sache ist", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, "weil er uns zeigt, wie viel gute Dinge täglich in Schulen stattfinden." Merkel ermahnte die Länder mit Blick auf den Bildungsgipfel am Donnerstag: "Es muss um die Kinder gehen und nicht um die Zuständigkeiten."

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2 Kommentare

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  • U
    ulschmitz

    eine "inklusive schule" inkludiert "Kinder mit Handikap(s)". Handikaps sind Handies mit Caps. Solche gibt es an gymnasien - im Füllerschen diskriminier-sprech: "Abiturvermittler" - nicht. deshalb wundert sich der autor auch, dass überhaupt gymnasien unter den preiträgern sind. denn wenn es nach C. Füller, Herrn Kahl u.a. ginge, gäbe es schon längst keine gymnasien mehr, sondern allenfalls "all-inclusive" - Schulen. wer die artikel und kommentare in der TAZ, ZEITonline und FRonline liest und genauer vergleicht, wundert sich über gar nichts mehr.

    Was man nicht erfährt, seltsam, ist z.B. die zusammensetzung der jury - stimmt es, dass, wie in der ZEIT zu lesen ist, Frau Riegel mit von der partie war? wer hat überhaupt diesen preis initiiert? woher stammt das geld? spielt die odenwaldschule bei der initiierung eine rolle? und wer kommt z.b. auf die seltsame idee, eine schule in einer absoluten ausnahmesituation wie die in oberjoch zum "vorbild" und zur "musterschule" zu erheben und nach diesem muster auf die regelschulen - mit z.b. 1250 schülerInnen einzudreschen - wohl wissend, dass es eine "individualisierung" für größere schulen SO gar nicht geben kann - die Herren Füller und Kahl sollen uns dann mal vorexerzieren, wie das NUR finanziell und organisatorisch funktionieren soll, wenn der betroffene schulträger (gemeinde) kein geld mehr hat und das betreffende bundesland mal eben 3600 lehrerstellen abbauen will.

    "Musterschulen", "FÜHRENDE Pädagogen" und was dergleichen seltsamkeiten des sprachgebrauchs mehr sind - da schauen wir einmal mehr dem unheilbaren deutschen Idealismus und Perfektionismus bei der arbeit zu.

  • R
    reblek

    "Kinder mit Handikaps" - Ich vermute mal, das auch Kinder mit einem Handikap zugelassen sind. Aber der Plural beeindruckt selbstverständlich mehr, auch wenn er Unfug ist und verbreitet.

     

    Und was ist eine "inklusive" Schule, bitte?