Sieg gegen konservative Leidkultur: Ein Schritt nach vorn
betr.: „Überfälliger Akt der Versöhnung“ „Man darf sich freuen“ u. a., taz vom 11. 11. 00
Als Ihr die jetzige Regierung wähltet, habe ich gedacht: Nun, endlich! Da wird auch Deutschland bald die Lebensgemeinschaft für Schwullesben ausrufen. Es hat ein paar Jährchen gedauert. Aber, danke! Dass Ihr das endlich tut, wird einigen hier bei uns in den USA den Wind aus den Segeln nehmen – ganz besonders denen, die ohne die Wahrheit zu wissen in Deutschland ein erzkonservatives Land sehen. Euer Schritt nach vorn wird uns (eines Tages) helfen. ROBB KVASNAK, Fort Lauerdale Fl, USA
Jan Feddersens Kommentar könnte 1:1 in die Geschichtsbücher aufgenommen werden.
Freuen können sich auch die nun weniger multikulturellen Verfassungspatriotinnen, denn endlich passt sich die Rechtslage dem an, was die Mütter des Grundgesetzes mit ihrem Gebot der zu schützenden Ehe und Familie wollten: We are family, Kinder bekommen Recht auf ihre lesbische Co-Mutter, göttlich liebevolle Ehen werden endlich respektiert und hoffentlich auch bald noch gleichberechtigt. Hate is not a family value und eine Gleiche-Rechte-Verweigerin ist keine Justizministerin.
ROMAN CZYBORRA, Berlin
betr.: „Alles was Recht ist“, taz mag vom 11. 11. 00
Endlich mal ein intelligenter und logischer Beitrag zum Thema „Homosexuellenehe“. Und endlich für einen normalen Menschen nachvollziehbare juristische Untermauerung. Ich kann zwar Äußerungen wie „ ... gefährdet die ‚normale Ehe‘ “ als Schwachsinn abschmettern, doch fehlt mir als Gesetz-Laie die Grundlage, Argumente wie „gesetzes-“ oder „verfassungswidrig“ juristisch fundiert (und das muss es ja immer sein) zu entkräften. Es ist mir ohnehin völlig schleierhaft, wie Politiker – ohne sich zu schämen – dermaßen in primitive Unsachlichkeit abwandern können. [...]
SILVIA BECKER, München
Auch ich bin seit August 1992 dabei, als ich mit meinem Mann erstmalig auf dem Standesamt war, um das Aufgebot zu bestellen. Wir haben den Weg bis zum Bundesverfassungsgericht durchgezogen und waren Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule und Lesbische Paare SLP e.V. Gestern nun die ersten verdienten Früchte dieser Arbeit.
Jawoll ... aber es ist mehr ein Angriff auf die „Lei-d-kultur“ der konservativen Kräfte im Lande, deren Argumentation sich darauf beschränkt (da sachlich greifende Argumente dagegen nicht verfügbar sind), auf Bibelworte und die drei großen Religionen zurückzugreifen... – selten so gelacht – ein wirklich armseliges Schauspiel der CDU/CSU, aber dafür umso bezeichnender!!! [...]
MARKUS TRAPP, Darmstadt
Den Abgeordneten der Opposition scheint der Weltuntergang nahe. Ihre miefige, spießige, verlogene und engstirnige Familien(Leit)kultur scheint den Bach runterzugehen. Nach ihrer anachronistischen Auffassung geht es bei der Verbindung zweier Menschen nicht primär darum, dass sie sich lieben, ehren und achten. Nein, wie auch von den Ausländern gefordert (Beckstein), sie müssen dem Staat „nützlich sein“. Das heißt Frauen haben Kinder zu gebären und Männer sollen hart arbeiten. Wenn sie – die Männer – ab und an mal ihre Frau verhauen, ist das nicht so bedrohlich für ihre Kulturauffassung. [...]
Nach der Statistik dürften auch unter den Abgeordneten der CDU/CSU einige Homosexuelle sein, egal ob geoutet oder nicht. Da haben wir wieder mal einen Beweis, dass Fraktionszwang über das „eigene Gewissen“ (Grundgesetz Art. 38 Abs. 1) gestellt wird; wie in der Volkskammer der DDR. HARALD PAPENFUSS, Erfurt
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