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Sieben Riesen unerwünscht

■ Proteste gegen Weltwirtschaftsgipfel / Hundert Festnahmen Offizielles Programm mit Standard-Erklärungen und Kulissen-Gesprächen

Toronto (ap/rtr) - An die 2.000 Menschen haben am Sonntag in Toronto gegen die dort zum Weltwirtschaftsgipfel versammelten Politiker demonstriert. Sie versuchten, trotz eines polizeilichen Verbots, zum Tagungsort zu marschieren und stießen dabei mit der Polizei zusammen. Einige DemonstrantInnen versuchten, Absperrungen zu durchbrechen. Nach Angaben der Behörden wurden mindestens 100 Personen festgenommen.

Viele der DemonstrantInnen riefen: „Verhaftet die Siebenergruppe“, womit sie die in Toronto versammelten Repräsentanten der sieben bedeutendsten Industrieländer meinten. Karikaturen der Politiker wurden ebenso verbrannt wie US-Fahnen. Die Demonstranten protestierten gegen die US -Regierung, die nicaraguanischen Contras, forderten Maßnahmen gegen die Vernichtung der tropischen Regenwälder und verlangten stärkere Hilfe für Aids-Opfer.

Einer der Organisatoren der Demonstration sagte, die Bürger zeigten damit, daß es nicht angehe, die Straßen von Toronto zu sperren, nur weil sieben Leute in die Stadt gekommen seien.

Außerdem sei die Politik der sogenannten Siebenergruppe für unsägliches Leid auf der ganzen Welt verantwortlich. Wegen dieser Verbrechen gegen die Menschheit habe man den Staats und Regierungschefs symbolische Haftbefehle vorlegen wollen. An der Demonstration hatten unter anderem Frauengruppen, Vertreter der Homosexuellen und Befürworter der Abrüstung teilgenommen.

Das offizielle Programm wurde von den Protesten nicht beeinflußt. In einer politischen Erklärung des Wirtschaftsgipfels in Toronto plädieren die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, der Bundesrepublik, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und Japans für die Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen Ost und West und weitere Abrüstungsschritte.

In der Erklärung, die am Montag nachmittag (Ortszeit) veröffentlicht wird, wollen die GipfelteilnehmerInnen ferner zu mehr internationaler Zusammenarbeit beim Kampf gegen Rauschgiftproduzenten und -händler aufrufen. Beide Themen hatten die Außenminister am Sonntag auf ihrer ersten Arbeitssitzung erörtert. Die Regierungschefs und die Finanz und Außenminister wollen am zweiten Tag der Konferenz in getrennten Sitzungen und Plenartagungen erneut über die Verringerung der Schuldenlast für die ärmsten Staaten und über Entwicklungshilfe beraten. Am Sonntag hatten die sieben Staats- und Regierungschefs weitgehend darin übereingestimmt, daß neue Wege begangen werden müßten, um den hochverschuldeten Entwicklungsländern entsprechend ihren jeweiligen Bedürfnissen einen Ausweg anbieten zu können.

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