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Sieben Millionen sind überschuldetIn die Schuldenfalle gedrängt

Die Zahl der überschuldeten Bundesbüger ist rückläufig. Doch sie dürfte in der bevorstehenden Rezession wieder ansteigen.

Diesen Kuckuck hat niemand gern im Haus. Bild: dpa

BERLIN taz Die Überschuldung der privaten Haushalte in Deutschland ist rückläufig, Entwarnung kann aber nicht gegeben werden. Im Oktober 2008 waren 6,9 Millionen Bundesbürger nach Angaben der Sparkassengruppe überschuldet, das waren rund 470.000 weniger als im Vorjahresmonat. "Man muss jedoch davon ausgehen, dass im Zuge der aktuellen Rezession auch die Überschuldung der Privathaushalte wieder ansteigen wird", sagte der Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Karl-Peter Schackmann-Fallis, am Montag in Berlin. Erfahrungsgemäß erhöhe sich mit einer Verzögerung von etwa zwei Jahren auch die Zahl der Privatinsolvenzen. Ohnehin hat sich die Zahl der überschuldeten Haushalte seit 1990 auf 3,1 Millionen fast verdoppelt.

Zu den wichtigsten Ursachen von Überschuldung gehören neben der Arbeitslosigkeit und verführerischen Ratenzahlungsangeboten auch ein dauerhaft niedriges Einkommen. Hier habe sich die Situation in Deutschland erheblich verschärft, so Schackmann-Fallis. Denn trotz Rückgang der Arbeitslosenquote habe sich der Anteil der Geringverdiener unter den Beschäftigten deutlich erhöht, er stieg in den letzten zehn Jahren von 15 Prozent auf 22,2 Prozent. Damit gehört Deutschland zur traurigen Spitzengruppe in Europa und erreicht fast das Niveau der USA von 25 Prozent.

Werner Sanio, Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, fordert mehr Prävention gegen Überschuldung, und das schon in den Schulen. Denn schon Kinder und Jugendliche würden mit undurchsichtigen Finanzierungsangeboten zum Beispiel von Mobilfunkanbietern in die Schuldenfalle gedrängt. In vielen Familien sei es kaum anders: "Bereits eine Reparatur der Waschmaschine oder steigende Energiepreise können den finanziellen Kollaps auslösen."

Verbraucherschützer wollen indes gegen die aggressive Werbung von Elektromärkten mit der monatlichen Kreditrate anstelle des Kaufpreises vorgehen. Die Hervorhebung der Monatsrate verführe die Käufer zum Schuldenmachen, kritisierte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Endpreise seien im Prospekt oft deutlich kleiner gedruckt. Die Verbraucherzentrale rügte MediaMarkt, Saturn und ProMarkt. Verbraucherjuristin Beate Wagner drohte mit Abmahnung wegen Wettbewerbsverstoßes. Laut Preisangabenverordnung seien die Endpreise und nicht die Monatsraten hervorzuheben.

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3 Kommentare

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  • A
    Alicja

    Die Verschuldung beginnt bei mir (und vielen anderen auch) z.B. mit dem Studium (Bafög, Kredit). Es ist eine Ausbildungsform, die sehr teuer ist. Ein Nebenjob reicht da nicht.

    Beispiel Autokauf: wer hat denn 10000€ oder mehr so aufm Konto? Muß finanziert werden...dann noch das Haus...Kinder...ein Leben lang zahlt man ab...dann kommt die Rente, die neuerdings besteuert wird...

    Die Bedingungen dafür, sich zu verschulden, stehen sehr günstig.

  • JP
    Joachim Petrick

    Gibt es ein Menschenrecht auf Kredit?

    Ja?, denn Geld ist vom Wesen her Kredit.

     

    Die „Zehn Gebote“ sind der Bürgschaftsschirm für die Kreditwürdigkeit aller Menschen auf Erden, jetzt und für alle Zeit, von Anbeginn und immerdar!

     

    Das Wesen einer entwickelten Welt- Finanzproduktwirtschaft entfaltet seine volle Wirkung erst in der gleichwertigen Anerkennung von Geld als Kredit, von Kredit als Geldwert.

    Die gegenwärtig global aufgefachten staatlichen Rettungsschirme, Rettungspakete, Investitions- Konjunkturprogramme für Banken, Versicherungen, Branchen, Unternehmen als juristischer Personen, angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise, sind die Signale, die wir mit Staunen, Hoffen & Erbarmen „Vergib uns unsere Schulden, wie wir vergeben unseren Schuldigern“ aus dem Orbit dieser Weltfinanzwirtschaft hören, die dem Recht juristischer Personen auf Kreditwürdigkeit als Vorraussetzung für die Teilhabe am Wirtschaftsleben Geltung verschaffen.

     

    Sollten nicht auch natürliche Personen, Privathaushalte als juristische Personen anerkannt, den Unternehmen, Banken, Versicherungen gleichgestellt, in das Recht ihrer Kreditwürdikeit gesetzt werden?

     

    Das Gebot der Stunde ist nicht mehr nur:

    “Sir! Geben Sie Gedankenfreiheit“.

    Sondern:

    “Sir geben Sie durch Bürgschaftsschirme Kreditwürdikeit für jedermann/-frau/- kind nach Bedürftigkeit, nach ökonomischer Perpektive in Bildung, Ausbildung, Gesundheit, Kultur, Sport Teilhabe, Erhalt und Weitung der persönlichen Potentiale!“.

    Solten wir das Menschenrecht um das Recht auf Kredit erweitern!?, weil Kredite als finanzielle Vorleistung in Not und Alltag schneller aufgenommen werden können, als das Geld real verfügbar ist!

    Sollten wir anerkennen, dass wir im Zeitalter bekennender Schuldiger, Schuldner wie Verschuldung angekomme sind?, wie es in alten Weisen geweissagt ist, als gingen wir jeden Tag zum Jüngsten Gericht?

    tschüss

    Joachim Petrick

  • A
    Amos

    Es bleibt doch schon vielen Menschen nichts anderes übrig. außer sich zu verschulden. Einige können doch schon gar nicht mehr überleben,wenn sie

    kein Bargeld mehr haben und ihnen etwas kaputt geht.

    Der Staat nimmt doch nur noch -, er gibt doch nichts

    mehr. Zahnersatz, Brille, Waschmaschine kaputt...

    Und jetzt? Mit den Almosen von Hartz IV lässt sich

    das wohl kaum bestreiten. Man sollte die Wirtschaft

    mit Konsum fördern-, hat aber kein Geld. Das Geld

    was andere verzocken, fehlt den Konsumenten.

    Das ist der Segen des Kapitalismus.