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Archiv-Artikel

Sie verdienen unsere Hochachtung

betr.: „Castor-Zug tötet Demonstrant“, „Das Ende der Symbolik“, taz vom 8. 11. 04

Ich kann nicht fassen, dass bei Ihnen von „Kaltschnäuzigkeit“ die Rede ist, wenn der Castor-Zug den Weg zum Ziel Gorleben fortsetzt. Wie in einer Parodie des wirklichen Universums wird nun der Mann, der sich ankettete, bedauert. „Mann kettet sich an Bahngleise – stirbt“ sollte in einer vernünftigen Welt völlig unkommentiert stehen als Mahnmal für alle, die nicht glauben wollen, dass Dummheit gefährlich ist. Symbolisches sollte auch als Symbol dargestellt werden, sich mit Tonnen von Stahl zu messen, ist zu konkret, und das sind die unausweichlichen Konsequenzen eben auch.

WULF WECHSUNG, Ofterdingen

Als Mutter möchte ich der betroffenen Familie mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Und gleichzeitig bin ich beschämt und schockiert, dass unsere Gesellschaft derart schwach konzipiert ist, dass die Führenden sich aus ihrer Verantwortung stehlen und engagierten Menschen zumuten, ihr Leben für den Erhalt unserer Lebensmutter Erde aufs Spiel zu setzen. Ich persönlich bin sehr dankbar, dass die Aufgabe des Protests weiter fortgetragen wird, und es beschämt mich in solchen Momenten auch, durch meine Eingliederung in die politische Passivität nur noch ein Teil ebendieser Gesellschaft geworden zu sein. RUBY STEINER-ANETOR, Berlin

Für den Widerstand gegen menschenverachtende Politik und den Einsatz für eigene Ideale das eigene Leben zu riskieren, war schon immer ein Teil des Kampfes der Ohnmächtigen gegen die Mächtigen. Der Tod des französischen Aktivisten ist nicht das Ende der Symbolik. Er verdeutlicht das Risiko, das die BlockiererInnen eingehen, wenn sie sich mit ihrem Leben gegen zerstörerische, tödliche Atompolitik und -energie stellen. Sie verdienen unsere Hochachtung! Oder sollen wir etwa nicht mehr an Demonstrationen teilnehmen, weil immer wieder, überall auf der Welt, Demonstrierende durch Polizei und Militär ermordet werden? Leider stellt sich Herr Rosenkranz in der taz vorne an, um weitere Blockaden zu diskreditieren. Dagegen sollte sich die Stimmung im Lande drehen.

THOMAS FÖLLER, Berlin

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