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Shamir begräbt Nahost–Konferenz

■ Israels Premier ignoriert in Washington Beschlüsse von Amman / EG–Außenminister bekräftigen Unterstützung / Nahost–Konflikt Thema bei Gipfeltreffen Reagan–Gorbatschow?

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Israels Ministerpräsident Jitzhak Schamir kehrte gestern von einem aus seiner Sicht erfolgreichen Besuch in den USA zurück. Nach den Gesprächen mit US–Außenminister Shultz findet die internationale Nahost–Konferenz keinerlei Erwähnung mehr. Man spricht in Washington vielmehr von Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Friedensprozesses „durch Förderung direkter Verhandlungen zwischen Israel und den arabischen Staaten“. Während seiner Gespräche in den USA hat Shamir die Resultate der Gipfelkonferenz arabischer Staaten in Amman wiederholt ge lobt, da dort die westlich orientierten sogenannten gemäßigten Regierungen - auf Kosten der als radikal bezeichneten PLO und Syriens - an Einfluß gewonnen haben. Die Beschlüsse von Amman zur Unterstützung der internationalen Konferenz unter Teilnahme der PLO werden von Shamir einfach ignoriert. Tot ist deshalb das einstweilen begrabene Projekt keineswegs. Es findet bei allen Mitgliedern der Vereinten Nationen mit Ausnahme Israels und der USA weiterhin breite Unterstützung. Sogar Frau Thatcher, die gestern den israelischen Außenminister in London empfangen hat, betont, daß der israelisch–arabische Konflikt nur im Rahmen einer internationalen Konferenz gelöst werden kann. Gleichzeitig will man „alternative Schritte“ suchen, um das sogenannte „Friedensmomentum“ zu erhalten. Auch die Außenminister der EG haben gestern in Brüssel ihre Unterstützung für eine internationale Konferenz, wenn auch nur als Absichtserklärung, erneuert. Nach Außenminister Peres Ansicht gibt es wenig Hoffnung, daß eine solche Konferenz im Laufe des kommenden Jahres zustande kommt. Er nimmt an, daß bei der geplanten Gipfelkonferenz zwischen Reagan und Gorbatschow regionale Fragen wie der Nahost–Konflikt auf der Tagesordnung stehen werden.

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