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■ SexismusWenn nicht die Bilder – was dann?

Wenn sexuelle Gewalt nicht durch die sexuelle Thematik in Bildern und Texten verursacht wird, sollte man nach den wahren Gründen suchen. Führende Feministinnen sowie die US-Bürgerrechtskommission sind der Auffassung, daß Gewalt gegen Frauen mit ihrer Diskriminierung in Bildung und Ausbildung und am Arbeitsplatz beginnt. Gemeint sind geschlechtsspezifisch getrennte „typische“ Arbeitsplätze und die damit verbundene traditionelle Geringschätzung von „Frauenarbeit“.

Männer lernen früh, Frauen als lästige Nörglerinnen zu betrachten, die nur männliche Freiheiten einschränken wollen, während Frauen weder die ökonomische Unabhängigkeit noch genügend Kindergartenplätze haben, um unbefriedigende Arbeitsplätze verlassen zu können.

Die männliche Wut auf Frauen wird zusätzlich durch die Mehrheit häuslicher Arrangements verstärkt, in denen Mütter die erste oder gar einzige Bezugsperson kleiner Kinder sind. Selbst in „progressiven“ Haushalten kümmert sich in erster Linie die Frau um die Kinder. Für ein kleines Kind ist die Mutter die Quelle von Liebe, Nahrung und Wärme; auf sie richten sich alle kindlichen Erwartungen, und sie wird für alle frühkindlichen Frustrationen verantwortlich gemacht. Ein Baby ist naß, friert oder hat Hunger und lernt, daß die Mutter, und sie alleine, seine Bedürfnisse befriedigt. Wenn das nicht sofort geschieht, wird es wütend — und zwar nur auf sie. Unter solchen Bedingungen, in denen einzig oder vorwiegend die Mutter für die Kinder zuständig ist, lernen Mädchen wie Jungen gleichermaßen, ihren Wunsch nach Aufmerksamkeit und ihre Wut auf mangelnde Zuwendung ihr Leben lang immer wieder an Frauen auszuagieren.

Um die Gewalt im Leben von Frauen zu vermindern, sollte man den folgenden Aspekten mehr Aufmerksamkeit schenken:

—In der Erziehung von Jungen werden ruppige Durchsetzungsstrategien und gewalttätige Reaktionen auf Angst und Frustration nicht nur akzeptiert, sondern als „männliches“ Verhaltensmuster sogar erwartet; das bestärkt den Jungen in der Überzeugung, das Triumphgefühl der Dominanz stehe ihm sozusagen rechtmäßig zu.

—Mädchen werden in der Regel zu unsicherer und koketter Selbstdarstellung ermuntert, die sie immer wieder auf Gefälligkeit als Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele zurückwirft. Eine Frau, die meint, sie müsse um jeden Preis nett zu allen sein, zahlt selbst den höchsten Preis: Selbstachtung und natürliche Autorität.

—Veränderungen der Arbeitsbedingungen sollten es Männern ermöglichen, sich mindestens die Hälfte der erforderlichen Zeit um Neugeborene und Kleinkinder zu kümmern.

—Die subtilen sexistischen Verhaltensmuster werden zu Hause gelernt; nicht nur durch Männer, die ihre Frauen schlagen, sondern auch durch Männer, die einfach weggehen, während eine Frau noch spricht, oder sie anschnauzt, den Mund zu halten. M.P.

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