: Sex von Liebe trennen können
Problem: Außerpartnerschaftlicher Sex findet im Abendland weitestgehend im Untergrund statt. Es wird gelogen und der Prostitution Vorschub geleistet. Nach ungefähr zwei Jahren in einer festen Partnerschaft treten in der Regel gewisse Ermüdungserscheinungen in Bezug auf das gegenseitige sexuelle Interesse auf. Diese können überwunden werden, eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht. Sexuelle Attraktion beruht auf Fremdheit – und sich im Bett als jemand anderes auszugeben, funktioniert nur bedingt. Man kann sich zwar in eine Lederhose zwängen oder exaltierte Spitzenwäsche im Internet erwerben. Aber dann hängt auf dem Heimtrainer doch nur wieder das Büro-Outfit für morgen. Geht nun ein Partner „fremd“, ist der oder die „Betrogene“ zutiefst deprimiert, weil das eigene Bild von PartnerIn und Partnerschaft von der Wand fällt. Schatzi ist ein Rumbumsvieh wie jeder andere auch – und ich wurde vom Thron gestoßen. Ein schreckliches, schmerzhaftes Drama, das schon viele Beziehungen zerstört hat. Genauso viele Beziehungen wurden allerdings dadurch zerstört, dass überhaupt kein Sex mehr stattfand.
Lösung: Wie nun raus aus dem Dilemma? Untergrund? Prostitution? Schwule und Lesben praktizieren häufig einen anderen Weg. Promiskuität wird zugleich ermöglicht und individuell reglementiert – es handelt sich um eine „Verhandlungsmoral“: Beide Partner vereinbaren, unter welchen Bedingungen außerpartnerschaftlicher Sex erlaubt und erträglich ist. Die einen beschließen, Dritte ins heimische Bett einzuladen. Andere verständigen sich darauf, dass ausschließlich „flüchtige Kontakte“ zulässig sind, was bedeutet, dass man die fremden Sexualpartner möglichst nur einmal sieht – und sie nicht in die gemeinsame Wohnung einlädt. Paragraf römisch Eins dieses Vertrags beinhaltet, dass der Partner stets die Nummer eins bleibt und so den Platz auf dem Thron behält. Es geht darum, das Vertrauen und auch die gegenseitige Wertschätzung zu erhalten. Nur dann kann eine solche Konstellation funktionieren. Verbunden mit dem Risiko, sich Geschlechtskrankheiten zu holen, und natürlich der Gefahr, sich im Rahmen einer außerhäusigen Sexualaktivität zu verlieben.
Hausaufgabe: Setzen Sie sich mit Ihrem Partner zusammen und überlegen Sie, unter welchen Bedingungen Sie sich Sex mit anderen vorstellen könnten. Gehen Sie zunächst von Ihrem Begehren aus. Was würden Sie gern tun und mit wem. Dann fragen Sie Ihren Partner, ob er mit dieser Vorstellung leben könnte und unter welchen Bedingungen. Will er es gar nicht wissen? Oder will er dabei sein? Dann kommt der zweite, anstrengendere Teil: Fragen Sie Ihren Partner, welchen anderweitigen Sex er sich wünscht …
Merke: Ist die Filzlaus mal im Haus, mach ihr den Garaus.