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Archiv-Artikel

Sergej Barbarez Endlich effizient

Es war keine schöne Situation, in die Sergej Barbarez da hineingeraten war. Michael Skibbe hatte ihn unter dem Einsatz erheblicher finanzieller Mittel nach Leverkusen geholt, weil man sich von ihm versprach, dass er die Mannschaft mit der traditionell fehlenden Durchschlagskraft ausstatten könne. Dass er das fußballerisch hübsche, aber oft uneffektive Spiel mit der nötigen Effizienz veredeln würde. Und dann musste man nach dem 1:2 gegen den HSV und der Pokalniederlage von Duisburg konstatieren, dass es in Leverkusen im Grunde schon die gesamte Saison an Kaltblütigkeit, an Konsequenz, an Durchschlagskraft – kurz: an den vermeintlichen Barbarez-Attributen mangelte.

Das schmerzte den Bosnier. „Wir müssen endlich einmal den Sack zumachen oder ein 1:0 über die Zeit bringen“, hatte er geklagt, nun hat das Team dieser Aufforderung prompt Taten folgen lassen. Und Barbarez hatte seine Aufgabe beim 2:0-Sieg in Mönchengladbach beeindruckend erfüllt. Das erste Tor hatte er vorbereitet, er schlug viele kluge Bälle mal lang, mal kurz, war ständig anspielbar. „Heute haben wir Barbarez genauso gesehen, wie wir ihn uns vorstellen“, freute sich Sportdirektor Rudi Völler.

Skibbe wollte den Offensivspieler so dringend nach Leverkusen holen, weil er den mittlerweile 35-Jährigen als jemanden schätzt, der „nach fünfzehn Fehlversuchen auch noch ein sechzehntes Mal probiert, den unmöglichen Ball zu spielen“. Als einen besonderen Charakter in einer Mannschaft vieler junger, eher zurückhaltender und blasser Spieler, als Persönlichkeit unter Angepassten. Bis zu diesem Spieltag war Barbarez allerdings noch stark mit sich selbst beschäftigt gewesen, er sollte im August Spielertrainer in der bosnischen Nationalmannschaft werden, trat dann aber nach Querelen mit dem Verband auch als Spieler zurück. Böswillige Kritiker warfen ihm gar Abzockerei am Karriereabend vor.

In Wahrheit wünscht sich Barbarez, die letzten Jahre als Aktiver genießen zu können. „Ich bin mir bewusst, dass die schönste Zeit des Lebens zu Ende geht“, sagte er, „das möchte ich nicht gefährden.“ An diesem Wochenende wurden womöglich die schönen letzten Jahre eingeleitet.

Daniel Theweleit