piwik no script img

Senat zögert bei 900-Milliarden-PaketObama warnt vor "Katastrophe"

Im Senat steht das US-Konjukturpaket auf der Kippe. Die Republikaner wollen das Volumen des Pakets verringern und Steuern senken. Präsident Obama wird ungehalten.

Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn: Obama reagiert gereizt auf den Gegenwind der Republikaner. Bild: ap

WASHINGTON/WILLIAMSBURG dpa/reuters Im US-Senat hat sich das Ringen um das milliardenschwere Konjunkturpaket in der Nacht zum Freitag dramatisch zugespitzt. Der demokratische Mehrheitsführer Harry Reid unterbrach die Verhandlungen von Demokraten und Republikanern am späten Donnerstagabend und vertagte sie auf Freitag. Die Partei von US-Präsident Barack Obama habe noch nicht die nötige Stimmenzahl für eine Billigung des Programms, berichtete der US-Fernsehsender CNN. Die Gespräche seien "sehr, sehr schwer". Zuvor hatte Reid angekündigt, notfalls bis zum Morgen zu verhandeln.

Die Republikaner dringen auf eine Verringerung des zunächst mehr als 900 Milliarden Dollar (703 Milliarden Euro) umfassenden Pakets. Zugleich wollen sie einen höheren Anteil an Steuererleichterungen. Eine Gruppe gemäßigter Demokraten und Republikaner im Senat hatte am Donnerstag über Stunden an einer Kompromissformel gearbeitet. Sie sollen ihre Beratungen am Freitag wieder aufnehmen.

US-Präsident Barack Obama hat angesichts weiterer Verzögerungen bei den Beratungen über das geplante Konjunkturprogramm eindringlich zu einer raschen Verabschiedung des 900-Milliarden-Pakets aufgerufen. "Wenn wir nicht rasch zu einer Unterzeichnung des Rettungspakets kommen, wird sich eine Wirtschaft, die ohnehin in einer Krise ist, einer Katastrophe gegenübersehen", sagte Obama am Donnerstag in Williamsburg im Bundesstaat Virginia. Der Präsident verschärfte zugleich deutlich den Ton gegenüber den Gegnern des Pakets. Er sei für konstruktive Kritik, könne aber die "immergleichen alten und abgenutzten Argumente" nicht mehr hören.

An die Adresse der Republikaner im US-Kongress sagte der demokratische Politiker in Anspielung auf seinen Vorgänger George Bush, die Krise könne nicht durch eine Rückkehr zu einer Politik gemeistert werden, die in den vergangenen acht Jahren die Verschuldung des Landes verdoppelt und die Wirtschaft ins Trudeln gebracht habe.

Zwar verfügen die Demokraten über eine Mehrheit im Senat von 58 zu 41 Sitzen. Es sind jedoch 60 Stimmen nötig, um die Blockade eines Votums über das Konjunkturprogramm zu verhindern. Ursprünglich war eine Senatsabstimmung bis zu diesem Freitag vorgesehen. Nach dem Votum der kleineren Kongresskammer muss der Entwurf noch in Übereinstimmung mit der bereits verabschiedeten, 819 Milliarden Dollar umfassenden Version des Repräsentantenhauses gebracht werden. Obama will das endgültige Gesetz bis Mitte Februar unterzeichnen.

US-Finanzminister Timothy Geithner will US-Medienberichten zufolge an diesem Montag ein neues Programm zu Stabilisierung des Finanzsektors vorstellen. Dabei könnte die Schaffung einer staatlichen "Bad Bank" für den Aufkauf von Ramschpapieren eine zentrale Rolle spielen. Geithner und Obama hatten zuvor wiederholt ihr Ziel betont, den Kreditfluss wieder in Gang bringen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!