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Archiv-Artikel

Seltsames Afrikabild

betr.: „New Orleans Blues“, taz vom 2. 9. 05

So einige Male ist mir die taz-Ignoranz der Dritten Welt gegenüber aufgefallen, und heute dann gleich auf der Titelseite. „New Orleans ist plötzlich Accra am Mississippi. Die Welt erlebt Szenen, die sonst nur aus afrikanischen Hauptstädten bekannt sind. Anarchie und Chaos …“ Gedacht hat bei diesen Worten anscheinend niemand bei euch. Gerade dann auch noch Accra zu nennen – die Hauptstadt des Landes, in dem es mit am friedlichsten in dieser Region zugeht – zeugt von entweder Unwissen oder einfach „egal“.

Die danach beschriebenen Zustände gehören auch nicht ernstlich zu einem Dritte-Welt-Hauptstadt-Afrika-Alltag. Der oder die Schreiberin sollte mal ernsthaft über ihr Afrika-Bild nachdenken und was sie damit fördert, wenn es so unbedacht auf der Titelseite erscheint. Sinnvoll wäre vielleicht, dass wir in der „zivilisierten Welt“ uns mal klarmachen sollten, dass auch unsere Kultur verwundbarer ist, als wir das gerne denken – egal wie viel Sicherheitsmauern aus Konsum etc. wir uns zulegen. Dass es dabei die Ärmsten am schlimmsten trifft, hat doch wohl System und wundert nicht. MARION MUNTER