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Selbstdarsteller des JahresAbsturz mit Ansage

Karl-Theodor zu Guttenberg, Christian Wulff, der Verfassungsschutz und die FDP: Das Desinteresse der Politiker an der Politik ist immer wieder verblüffend.

Ein Mann bar aller Selbstzweifel. Bild: dpa

BERLIN taz | An ihren Vornamen sollst du sie erkennen! Christian Wilhelm Walter Wulff und Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg waren zwei Selbstdarsteller des Jahres 2011, die sich selbst enttarnten, doch es waren nicht die einzigen. Auch die FDP und der Verfassungsschutz führten sich im vergangenen Jahr selbst vor und beschädigten sich nachhaltig.

Was war passiert? Und warum waren alle so verwundert? War nicht der Bundespräsident bereits als niedersächsischer Ministerpräsident vor allem dadurch aufgefallen, dass er sich gern vor Kameras sehen ließ? Verdankte Wulff seinen guten Ruf in rechten Kreisen der CDU nicht vor allem dem Umstand, dass er in Richtung Berlin immer wieder mahnte und warnte, selbst aber nicht eben mit Ideen glänzte? Und sich offenkundig nicht an den moralischen Werten messen ließ, die er bei anderen einklagte?

Ständiges Mahnen kostet keine Mühe, lässt einen aber gut aussehen. Nachdem er zum Bundespräsidenten gewählt worden war, hieß es lange von ihm, er habe "sein Thema" noch nicht gefunden. Anders wollte man sich sein Schweigen zu vielen drängenden Fragen nicht erklären.

Doch wenn sich Wulff dann einmal zur religiösen Toleranz der Bundesrepublik bekannte oder zur multiethnischen Gesellschaft, so wich er der Schelte, die er daraufhin aus dem reaktionären Lager erhielt, sofort aus. Er debattierte nicht gern. Lieber zeigte er allerorten seine Frau vor.

Und war nicht auch der sich selbst nebst Gattin als Medienliebling inszenierende - und als solcher auch gern gebuchte - Freiherr weniger durch Taten als vielmehr durch große Worte aufgefallen? War er nicht mit seiner Verwendung von Superlativen zum Gespött der Leute geworden? Ahnte man nicht, dass die Bundeswehrreform von ihm schlecht vorbereitet worden war?

Der liberale Ruin

Die FDP schließlich zerlegte sich im vergangenen Jahr endgültig, auch das war erwartbar gewesen. Dennoch schauten nicht nur die bürgerlichen Wähler entsetzt zu, wie Rösler, Lindner, Brüderle und Westerwelle die Partei so ruinierten, dass sich selbst ihre Mitglieder schämten, diese jemals gewählt zu haben.

Und der Verfassungsschutz? Angesichts der immer neuen Enthüllungen über die Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund und das Umfeld ihrer Unterstützer zeigt sich, dass der Verfassungsschutz etwas zu verbergen hat - oder aber er ist so ahnungslos, dass er nicht einmal begreift, dass er sich seit zwei Monaten so benimmt, als hätte er sehr viel Schreckliches zu verbergen.

Aber stand nicht der Verfassungsschutz und sein lascher Umgang mit dem Rechtsextremismus bereits seit Jahren in der Kritik? Hatte man nicht bereits geahnt, dass V-Leute des Geheimdienstes manchmal sogar eine führende Rolle bei rechtsextremen Taten spielten?

Reden wir jetzt einmal nicht darüber, dass sich die Bundesrepublik Deutschland angesichts der Eurokrise als Zuchtmeister Europas aufspielt und dass die hiesige Außenpolitik die veränderte politische Situation in Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien und anderen Diktaturen bis heute nicht wirklich zu begreifen scheint.

Skandal, Verwirrung, Wahl

Man sich muss trotzdem fragen, wie es sein kann, dass die Skandale um Guttenberg, Wulff, die FDP oder den Verfassungsschutz die Wählerinnen und Wähler derart verwirren können, dass ein Gutteil von ihnen sogar bereit ist, die Piratenpartei zu wählen, einfach, weil diese noch nicht etabliert genug ist, um käuflich zu sein.

Es ist nicht nur politische Unfähigkeit, die bei allen Genannten zu konstatieren ist. Es ist politisches Desinteresse. Wulff und Guttenberg etwa geben den Moralapostel und suchen dennoch offenkundig vor allem nach einem Vorteil für ihre Person. Die Moral, an die sie stets appellieren, gilt ihnen in ihrem eigenen Fall nicht. Offenkundig ist das, was sie an moralischem Werten behaupten, nichts als Zierrat - ein Accessoire für ihre politische Rolle.

Wulff und Guttenberg sind ehrgeizig und ruhmsüchtig. Beide bewiesen in den vergangenen Monaten, dass sie sich entgegen ihrer Sonntagsreden kaum um ihr Amt und ihre Aufgaben scheren und stattdessen versuchen, qua Amt noch mehr für sich zu bewirken.

Anders ist es nicht zu verstehen, wie wenig sie verstehen, auf welche Weise sie ihrem Amt - wenn man denn an die Würde des Amts glauben will - geschadet haben, und wie sehr sie durch ihr tapsiges Verhalten die Glaubwürdigkeit ihrer Partei und ihrer Regierung unterminiert haben. Die Frage schert sie auch nicht. Guttenberg und Wulff kämpfen nicht für Partei oder das, was sie ihr "Vaterland" nennen, sie versuchen einzig und allein ihr eigenes Ansehen zu retten.

Bar aller Selbstzweifel

Wulff und Guttenberg sind dabei bar aller Selbstzweifel und mit sich selbst identisch. Da sie zwischen sich und ihrem Job nicht mehr unterscheiden können, verstehen sie nicht, dass sie kündbar sein können. Insofern war die verfrühte und allzu tollpatschige November-Medienoffensive Guttenbergs nicht etwa ein erster Schritt auf einem Weg zurück in die Politik, sondern der tumbe Versuch einer Wiederaneignung. Guttenberg glaubt, dass ihm ein politisches Amt zustehe, so wie ihm sein Adelstitel zusteht.

Bemerkenswert ist, dass Guttenberg und Wulff tatsächlich "kein Thema" haben, nicht einmal eines vortäuschen. Eine politische Idee oder gar eine Haltung ist bei ihnen nicht zu erkennen. Sie verteidigen keines ihrer "Anliegen", wenn diese Verteidigung Kritik hervorrufen könnte. Kontroversen gehen sie aus dem Weg. An politischen Topoi haben sie keinen Spaß. Zweck ihres politischen Arbeitens ist ausschließlich ihre eigene Karriere.

Ebenso geht es der FDP-Führung und dem Verfassungsschutz. Es steht weniger zu vermuten, dass der Verfassungsschutz in Gänze wirklich rechtsradikale Taten billigt oder sogar herbeiführt, und auch ist kaum anzunehmen, dass die FDP-Führung einfach nur wahnsinnig ist. Nein, die Verfassungsschützer und diejenigen in der FDP, die Westerwelles Führungsstil übrig gelassen hat, wollen einfach auf ihren Posten weiterwurschteln - und aufsteigen. Politische Ziele stören da nur.

Wenn solche Leute von politischer Verantwortung reden, die sie tragen müssten, so meinen sie eigentlich nur den Posten, den sie bekleiden wollen. Geht es tatsächlich um verantwortliches Handeln, ducken sie sich weg. Eine Regeneration der geschundenen FDP in der Opposition erscheint solchen Leuten ebenso absurd wie einem Verfassungsschützer die Bitte, nach zwanzig Jahren Jagd auf falschen Fährten, nun umdenken zu sollen. Das macht Arbeit und es setzt politisches - und nicht nur strategisches - Denken voraus.

Arschkriecherei wird belohnt

Diese Hochstapler im Amt aber, das müssen Ideologen alten Schlages wie Schäuble oder Bosbach einsehen, sind nicht etwa deshalb so hoch gekommen, weil sie so desinteressiert oder so böswillig sind. Es geht ihnen nicht darum die FDP, den Verfassung oder die Regierung zu beschädigen. Sie interessieren sich für all dies allerdings nur, solange es ihnen dient.

Sie verdanken ihren Aufstieg zweifelsohne auch den verkrusteten Strukturen innerhalb von Parteien und Institutionen, in denen Arschkriecherei stets besser belohnt wird, als selbstständiges Denken. Vor allem aber liegt es am Wirtschaftssystem. Nicht nur der Linke, auch der Konservative, der Werte ernst nimmt - oder Ämter - müsste ein Feind des heutigen Kapitalismus, in dem Moral nur eine Handelsware ist, jedoch nichts, was man ernst nehmen müsste.

Je ernster nun ein Politiker seinen Job nimmt, desto mehr wird er zum Gegner des freien Markts, desto mehr beklagt er soziale Ungerechtigkeiten, all das ist zwangsläufig. Damit aber sollte eigentlich auch der Konservative notwendig zum Systemkritiker.

Andererseits haben die bürgerlichen Kräfte über Jahrzehnte keine ökonomischen Konzepte mehr entwickelt, da es ihnen unter den Bedingungen des Kalten Krieges so schien, als sei das kapitalistische Denken der natürliche Verbündete ihrer Moralvorstellungen. Nun müssen sie sehen, dass sie - um es biblisch zu sagen - eine Natter an ihrer Brust genährt haben. Und zugleich Leute aufsteigen ließen, die sich um politische Fragen kaum mehr scheren, doch stets große Worte im Mund führt.

Die Skandale um Guttenberg, Wulff oder die FDP sind keine Einzelfälle - sie sind der Anfang vom Ende der bürgerlichen Moralvorstellungen. Denn für diese gibt in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem keinen Platz. Für Hochstapler vom Schlage Guttenbergs dagegen schon, auch wenn sie regelmäßig auffliegen.

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30 Kommentare

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  • U
    uff-tata

    Wo ist das Problem?

     

    Guttenberg mag (deutsche) Soldaten gut leiden und wollte gern offiziell aus wirtschaftlichen Gründen andere Länder bekriegen dürfen. Seine Gattin war Star einer DokuSoap bei RTL2.

    Herr Wuff ist ein CDU-Politiker. Seine Frau findet (wie Frau Guttenberg) Kinderpornos wahrscheinlich auch nicht gut.

     

    Die FDP ist eine Spaßpartei (wobei nach Möllemann evtl etwas langweilig geworden).

    Und beim Verfassungsschutz weiß halt niemand so genau, was der macht.

     

    Sie alle wollen mehr Moral und mehr politische Inhalte und Ehre und Stolz und so. (außer vielleicht der Verfassungsschutz, da weiß niemand so genau, was der will).

     

    Sind das nicht Inhalte genug?

  • S
    @spin

    nein, niemand will tolle Politiker.

    Nur, daß das Gesetz gilt, an das ich mich halten muß, und das ich gut finde.

    Auf zynische Kommentare, daß das Recht halt nicht für alle gilt, kann ich verzichten.

    Traurig ist der, der nicht weiter denkt.

  • MM
    Marius Meier

    Gegen Karrierlinge ist die Welt nicht gewappnet. Gerade Deutschland mit seinen hierarchischen Strukturen, allüberall in Organisationen anzutreffen, erzeugt besonders starke Ehrgeizlinge. Wichtig wäre es eben, dass man den Ehrgeiz auch mit einer klugen Politik wappnet und integer ist. Die Kreditaffaire ist einfach nur peinlich. Guttenberg ist oberpeinlich, dachte von anfang an, er ist nicht "echt". Naja innovative Politik ist noch nie von Konservativen gekommen. Also was sollte man da gross von Inhalten erwarten. Heute ist Politik, das gilt von Links nach Rechts, doch wirklich nur noch eine grosse PR und Werbeschlacht.

  • S
    spin

    das lässt verzweifeln:

     

    ein wirklich guter schreiber wie sundermeier versucht sich an einer politikerschelte, wie man sie banaler und moralischer (also: begriffsloser) nicht üben kann: mediengeil, hochstapler, nur an sich interssiert etc.

     

    und die leserschaft lobt diesen mist unter dem niveau des autors? die einzige kritik ist die, dass sundermeier mal ein gutes wort für lenin eingelegt hat?

     

     

    "wollt ihr tatsächlich echt tolle, ehrliche politiker? aus welcher ära? da sich super-obama so schnell als papiertiger blamiert hat, warum nicht gleich: eisenhower, churchill und adenauer? und wollt ihr nichtlieber gleich euren kaiser wilhelm wiederha'm?

     

    ihr tauscht durchsichtigen hallodri gegen autoritäre schein-integrität des personals, weil es eben darum geht: sich wohlfühlen in der herrschaft, wenn man ihre regeln schon nicht durchschauen oder verändern kann.

     

    politik ist schon echt ein schmutzig-böses geschäft, wenn man das seiner kritik nicht versteht."

     

    wahnsinn, leute, 2012 fängt ja echt gut an.

  • V
    vic

    Danke für die klaren Worte. Das hat gutgetan und war dringend notwendig.

    Was mich derzeit am meisten schreckt, sind die vielen Userkommentare, die finstere Mächte = Medienkampagne, hinter den Guttenberg und Wulff Berichten wähnen.

  • A
    Alex

    Wunderbar! Der Artikel bringt den ganzen Scheiß, den wir uns von selbstsüchtigen und selbstgerechten Politikern bieten lassen müssen, auf den Punkt. Bravo Jörg Sundermeier!

  • D
    deviant

    @random hero:

     

    Vor nicht allzu lange Zeit habe ich mal wieder einen Blick ins TOR gewagt; und alles, das ich sah, waren wirre Verschwörungstheorien und Seiten, die Kinderpornos ankündigten - und dafür sollte ein Staat nun wirklich kein Geld ausgeben.

     

     

    Da es bereits sehr gute Anonymisierungsverfahren gibt und Hackergruppen, die den Revolutionären beibringen, diese zu benutzen (z.B. Anonymous), diese Verfahren aber notwendigerweise im illegalen Milieu anzusiedeln sind, frage ich mich ernsthaft, was denn eigentlich die Piraten damit zu tun haben.

     

     

    Damit sind wir wieder beim Thema: Die Leute projizieren alles mögliche auf die Piraten und hoffen, dass ihre kühnsten Wünsche befriedigt werden - und deshalb wählen Sie sie. Noch 1-2 Jahre, und die sind entzaubert und verschwinden wieder in der Versenkung.

  • L
    lukow

    für den völlig überflüssigen Posten (Bundespräsident), würde es vollkommen genügen einen anständigen und gepflegten Ein-Euro-Jobber einzustellen.In Deutschland gibt es mit Sicherheit noch anständige Menschen denen es eine Ehre wäre das Land zu repräsentieren, ohne das man irgendeinem dümmlichen Dauergrinser ohne jegliche Ausstrahlung noch Millionen hinterher wirft.

    Davon mal abgesehen ist mir nicht klar, warum der Typ ,bei dem vielen Geld das er verdient(besser gesagt bekommt-von verdienen kann ja bei Politikern nicht die Rede sein) ,es überhaupt nötig hat, sich irgendwo einen billigeren Kredit zu besorgen

  • HK
    Hans-Jürgen Kapust

    Welches geistige Klima und welche herrschende Lehre an Schulen und Universitäten hat denn diese "ideologiefreien" Charaktere hervorgebracht?

    Die Natur des "egoistischen Gens" ist es, egal wie, sich Vorteile zu verschaffen. Und, neben der zufälligen Mutation, lässt sich der immer auch schon gegebenen Selektion nachhelfen, durch eigene Auslese, lat. Elite. Aus dieser Sichtweise haben Moral oder Ethik nur dann einen Sinn, wenn sich daraus eine mögliche "Win-win-Situation" ergeben könnte.

    Der absolut wert- und bedeutungsfreie Begriff von Wissenschaft ala Popper und eben diese Auslegung des "survival of the fittest" nur noch kaschiert übersetzt als "das der Angepaßtesten", bildeten seit Anfang der 80ger bis zum grossem Crash 2008 in allen Ausbildungs- ja, und auch Bildungsgängen das verbindliche Glaubensbekenntis.

    Es ist eine ganze Generation professioneller Intelligenzarbeiter so belehrt und herangezogen worden.

  • T
    tommy

    Jörg Sundermeier, ist das nicht der, der sich kürzlich gegen Weihnachten ausgesprochen hat und gefordert hat, man solle stattdessen den Geburtstag von Lenin feiern?

    Sofern das nicht ein (ganz schlechter) Scherz war, kann ich nur sagen, dass Politiker ohne Überzeugungen wie Guttenberg (und den möchte ich eigentlich nicht mehr sehen, von mir aus könnte man sein ganzes Vermögen beschlagnahmen und für Doktorandenstipendien verwenden, als Abschreckung für Plagiatoren) leider immer noch besser sind als Politiker mit Überzeugungen wie Lenin.

  • KH
    Klaus Hammerschmidt

    Selten so d'accord mit einem Artikel, wie mit dieser sachlich-klugen, unaufgeregten Analyse der Beweggründe unserer heutigen "Polit-Entertainer". Daran läßt sich u.a. erkennen, dass die soziokulturelle Entwicklung Deutschlands zu einer solidarisch-toleranten Gesellschaft, durch die Legislative stark behindert wird, bzw. garnicht stattfindet. Der Bürger darf sich glücklich schätzen wenn die grad gewählten, "verantwortlichen Politiker" Ihnen und der BRD nicht allzusehr schaden.

     

    Klaus Hammerschmidt, 35104 Lichtenfels

  • L
    Leser

    ich mußte viele Sätze viermal lesen. also sowas sollte einer Zeitung bei aller Eile und Schnelligkeit dann doch nicht pasieren. Zumal das Weglassen von wichtigen Verbien die Sätzte zur Unverständlichkeit entfremdet oder gar Raum für Phantasie bietet..dass man vielleicht noch Dinge reininterpretiert, die der Autor niemal sagen wollte.

  • M
    Marvin

    Ich würde zustimmen, dass die Pirat*innen auch und möglicherweise auch hauptsächlich aufgrund der Verzweiflung über die anderen Stimmen erhalten.

    Ich finde die Pirat*innen auch mehr oder weniger schade, weil mir zu den ganz großen Themen da die Antworten fehlen. Und doch sind das, soweit ich das beurteilen kann, Menschen, die tatsächlich politische Themen ausdiskutieren, Positionen vertreten & auch 'was machen (wollen). Ich halte ein Kreuzchen bei den Orangenen nicht für ein Bekenntnis zum Nihilismus, sondern für die Zum-Ausdruck-Bringung einer bestimmten Position, die -wie auch immer man sie umschreiben mag- dennoch eine politische darstellt.

     

    Tut nicht immer so, als ob die Orangenen soooo viel dööfer wären als eure Grünen. Sind sie nicht.

  • DM
    der Martin

    Mir fehlt in der Aufzählung das unwürdige lavieren der versammelten Landes-Innenminister und des Bundesinnenministers bzw. deren Staatssekretäre im Zusammenhang mit dem Trojaner!

  • G
    GWalter

    Zitat von Papst Benedikt XVI. hat dies – als er noch Kardinal Ratzinger war -

     

     

    "Das Gefühl, daß die Demokratie noch nicht die rechte Form der Freiheit

    sei, ist ziemlich allgemein und breitet sich immer mehr aus.

     

    Die marxistische Demokratiekritik kann man nicht einfach beiseite schieben: Wie frei sind Wahlen?

     

    Wie weit ist der Wille durch Werbung, also durch Kapital, durch einige

    Herrscher über die öffentliche Meinung manipuliert?

     

    Gibt es nicht die Oligarchie derer, die bestimmen, was modern und fortschrittlich ist, was ein aufgeklärter Mensch zu denken hat.

     

    Die Grausamkeit dieser Oligarchie, ihre Möglichkeit öffentlicher Hinrichtungen, ist hinlänglich bekannt.

     

    Wer sich ihr in den Weg stellen möchte, ist Feind der Freiheit, weil er ja die freie

    Meinungsäußerung behindert. Und wie ist es mit der Willensbildung in den

    Gremien demokratischer Repräsentation?

     

    Wer möchte noch glauben, daß das Wohl der Allgemeinheit dabei das eigentlich bestimmende Moment ist?

     

    Wer könnte an der Macht von Interessen zweifeln, deren schmutzige Hände immer

    häufiger sichtbar werden? Und überhaupt: Ist das System von Mehrheit und

    Minderheit wirklich ein System der Freiheit? Und werden nicht

    Interessenverbände jeder Art zusehends stärker als die eigentliche politische Vertretung, das Parlament?

     

    In diesem Gewirr von Mächten steigt das Problem der Unregierbarkeit immer

    drohender auf: Der gegenseitige Durchsetzungswille blockiert die Freiheit des

    Ganzen."

  • G
    GWalter

    Man kann konstatieren....wir haben keine wirkliche Demokratie!

     

    Da wagen sich unsere Politiker noch etwas über andere Staaten (z.B. Russland) zu sagen und hier in Deutschland wird belogen und betrogen.

     

    Alle diese Personen müßten vor Gericht gestellt werden.

     

    WANN GIBT ES IN DEUTSCHLAND ENDLICHE EINE ECHET SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT ??

     

    DAS VOLK MUSS DEN NÄCHSTEN BUNDESPRÄSIDENTEN WÄHLEN !!!

  • H
    Hasso

    Toller Artikel! Der Mann spricht mir aus der Seele!Jörg Sundermeier redet Klartext! Verfehlungen gewisser Personen aus der Politik, gab es schon immer. Aber diese haben wenigstens noch Scham gezeigt. Heute die, sind bereits verkommen.

  • N
    naseweiser

    "Anfang vom Ende der bürgerlichen Moralvorstellungen."

    Dem Hochstapler , Blender und Betrüger KTzG hatte Merkel zum Abgang noch einen "großen Zapfenstreich" gewährt und sich dabei neben ihn gestellt . Das war schon zum Gruseln . Sollte sie Gleiches beim jetzt überfälligen Abgang von Wulff im Sinne haben , wäre es an der Zeit , nun endlich auch das große Heuchel-"C" vom Partei-Logo abzumontieren .

  • S
    spin

    kurzer nachtrag: die moralinsaure politikerschelte wird in hiesigen kommentaren zu kohl, koch und schröder in ihrem reaktionären kern noch einmal richtig schön pointiert.

    leute, wollt ihr tatsächlich echt tolle, ehrliche politiker? aus welcher ära? da sich super-obama so schnell als papiertiger blamiert hat, warum nicht gleich: eisenhower, churchill und adenauer? und wollt ihr nichtlieber gleich euren kaiser wilhelm wiederha'm?

     

    ihr tauscht durchsichtigen hallodri gegen autoritäre schein-integrität des personals, weil es eben darum geht: sich wohlfühlen in der herrschaft, wenn man ihre regeln schon nicht durchschauen oder verändern kann.

     

    politik ist schon echt ein schmutzig-böses geschäft, wenn man das seiner kritik nicht versteht.

    und leider, das macht sundermeiers leistung hier so beklagenswert: der artikel regt genau zu dieser verkürzung an.

  • S
    Spin

    Ohgottchen. Ich fasse mal zusammen:

    Bürgerlichen Politikern geht es eigentlich vor allem um sich, gar nicht um uns und das Wohl der Welt. Sie sind anerkennungs- und mediengeil wenden die Moral, die sie Gassi führen, gar nicht auf sich selbst an.

     

    Jörg Sundermeier ist für mich eigentlich einer der besten deutschsprachigen Autoren - elegant, schlau und witzig, ohne jemals gespreizt zu wirken. Aber für die Banalität dieses Artikels gehört er gefedert (und nur aufgrund seiner üblichen Leistungen nicht geteert):

     

    Der Bundes- stand schon als Ministerpräsident gern vor Kameras? Er reißt nur Thesen an, statt sie zuende zu debattieren? Beides beschreibt exakt die Funktion seiner Ämter, und es lässt sich kein andres Beispiel finden, das davon abwiche.

     

    Die FDP zerlegt sich und der Verfassunsgschutz hat etwas zu verbergen? Das sind selbst für Jahresrückblicke verzichtbare Plattitüden.

     

    Dazu passen Satzfragmente wie: "Damit aber sollte eigentlich auch der Konservative notwendig zum Systemkritiker." Werden? Sagen? Was? Why? Man weiß es nicht.

    Sundermeier sollte die Fallstricke der Journaille meiden und sich als gewiefter Kulturkritiker ernster nehmen. Er kann es weit besser - als die allermeisten andern, und als er es hier zeigt!

  • N
    noevil

    Was will uns dieser Artikel sagen? Dass wir mit den genannten Politikern und einem Teil der FDP Menschen in Ämtern haben, die - einfach nur - großteils überforderte Personen sind, die entweder fachliche Eignung oder Verständnis für sachliche Bedeutung und charakterliche Anforderungen vermissen lassen, oder gar beides? Schon möglich. Da müssten wir aber dann auch die Parteien und ihre üblichen internen Karrierewege insgesamt genauer anschauen und nicht nur nichtssagende Wahlplakate von ebensolchen, hübschen Politikern. Auch die Werdegänge von Politikern, die man nicht wegloben kann und deshalb die "Treppe hinauffallen lässt" müsste man dann beleuchten!

     

    Wer hat die visionäre und reale Kraft, Änderungen durchzusetzen? So einer kommt gar nicht erst so weit. Dem fehlt der Nestgeruch. Davor wird er abgesägt. Die Selbstschutzmechanismen der Parteien sind ausgefeilt, die Spürsinne geschärft. Deren Supermänner sind diese Spürnasen für Machterhalt und -erweiterung, nicht die Fachleute! Was wir heute vorfinden ist das Ergebnis dessen was unsere Parteien zulassen und fördern. Und diese Parteien werden von uns - dem teils von mächtigen Schmierblättern gelenkten Volk - gewählt, die es genießen, auch gelegentlich in den Genuss des den einen oder anderen einhüllenden lobbyistischen Filzes zu kommen. Und dieser schadet uns insgesamt.

     

    Ein deutscher Gorbatschow ist nicht in Sicht.

  • RH
    ramdom hero

    Sehr schöner Artikel, nur der beiläufige herabwürdigende Kommentar gegenüber den Piraten, der in der taz scheinbar in jedem Artikel vorkommen muss, ist mir ein kleiner Dorn im Auge.

     

    Nein, ich habe die Leute nicht gewählt weil ich unpolitisch bin, das gegenteil ist der Fall. Liebe Leute, fangt endlich an die Piraten und ihre Themen ernst zu nehmen. Und ja, da gibt es eine verdammte Menge an wichtigen Themen, hier ein äußerst gutes Beispiel:

     

    How governments have tried to block Tor

    http://www.youtube.com/watch?v=DX46Qv_b7F4

     

    Was diese Leute machen rettet reale Leben und hilft realen Gesellschaften sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren.

  • C
    Christian

    Arschkriecherei. Schön, einmal von DER Tugend des modernen Parteienpolitikers zu lesen. Widerlicher als Wullf und Guttenberg sind vielleicht noch die Politiker, die sich, obwohl fähiger, aus purem Opportunismus vor diese blassen Hemden stellen. Sich damit aber jeder Glaubwürdigkeit berauben. Ein notweniger Artikel. Vielen Dank!

  • S
    Sabine

    Ja-ha, Ihr lieben Oberlehrer, da sind einige Fehler drin, warum auch immer, aber es ist ja schön, dass Ihr von außen Korrektur lest und sofort "Laut gebt".

    Zum INHALT dieses Artikels: Großartig! Ich kann Ihnen nur zustimmen, Herr Sundermeier, kein weiterer Kommentar nötig.

  • D
    Daß

    große Teile der Politik korrupt sind und von Polizei regelmäßig ihre Sauereien durchziehen lassen ist das eine, erschreckend ist aber, daß die Gerichte auch oft nicht mehr Recht sprechen.

    Die Trennung zwischen den Gewalten ist zu gering.

    Kohl: Darf sich mit Schwarzgeld freikaufen

    Koch: hat auch Kofferweise Geld, nahtloser Übergang aus der Politik in die (Kriegs(nahe)) Wirtschaft

    Schröder, Fischer: es weiß jeder, daß sich nicht mal der Versuch lohnt, sie dranzukriegen, obwohl sie ihre gutbezahlten Posten bei Gazprom / RWE nur wegen ihrer politischen Ämter bekommen haben. Moralische Integrität der beiden lupenreinen Demokraten: Null. Bezüge aus der Staatskasse: erheblich.

    Guttenberg: Kommentar überflüssig

    Sauerland: lokales Schmierenstück, aber besonders eklig

    Wulff: VW-Porsche-BW-Bank: jeder kleine Selbständige säße bei so was und bei Beträgen von 1/10 der Kreditsumme schon im Knast.

    Der Mann hat nicht mal die moralische Integrität, als Kassierer bei Plus zu arbeiten (und wäre da auch sofort rausgeflogen), ist aber Bundespräsident.

    Wie lange soll das noch so weitergehen?

     

    Über den Kapitalismus zu jammern ist das eine, aber wenn das Grundgesetz ausgehebelt wird, ist jeder Bürger aufgerufen, sich dagegen zu wehren.

  • SE
    Sundermeier erklärt die Welt

    In einem Punkt muss ich Ihnen aufs Entschiedenste widersprechen: Ich habe die Piraten nicht gewählt, weil ich "verwirrt" war oder weil ich deren Vertreter für weniger korrumpierbar halte, sondern weil die Piraten politische Ansätze verfolgen, die auf grössere Kontrolle der "Volksvertreter" bauen. Lassen Sie also hier bitte die Kirche im Dorf. Wo ist denn die Partei, in der es nicht vor substanzlosen Selbstdarstellern wimmelt? Joschka Fischer und Gerhard Schröder handelten immer uneigennützig zum Wohle des Volkes? Ach gehn's. Warum prägen Leute wie "Mutti" Merkel, "ich-will-ja-nur-das-Amt-des-Bundespräsidenten-schützen"-Gabriel, die FDP -muss man wohl nix mehr dazu sagen- und medial der Sphäre der Normalsterblichen Entrückte wie Wulff und Guttenberg das politische Leben im Lande? Kann es sein, dass eher kleine Systeme wie Parteien es eher begünstigen, dass solche Leute zu Entscheidungsträgern aufsteigen? Gewährleistet das Parteiensystem, wie wir es haben, nicht geradezu, dass nicht gute Ideen, sondern spezielle Leute nach vorne kommen? Wollen wir das? Sollte man dann nicht mal das Parteiensystem öffnen, wo wir doch in unserer vernetzten Gesellschaft die Werkzeuge dafür haben? Na also.

  • M
    Materialist

    Soll ich wirklich erst die Bibel lesen um das zu verstehen? Ist das hier der Wachturm oder die taz? Bescheuertes Fundizitat!

  • R
    R.Müdet

    In der Essenz pointiert, aber warum in der Form so schludrig?! Lektorat verkatert?

  • P
    pessimist

    "Zweck ihres politischen Arbeitens ist ausschließlich ihre eigene Karriere."

     

    Für welchen "Spitzenpolitiker" glilt das nicht?

  • J
    Johnny

    latente Grammatikschwäche?