: Seit 25 Jahren fünf vor zwölf
Grundlegende Korrekturen in der Fischerei-, Agrar- und Chemikalienpolitik hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen in einem Sondergutachten zum Meeresumweltschutz für Nord- und Ostsee gefordert, das kürzlich in Bremen vorgestellt wurde. Das Resümee des Rats: „Insgesamt kann keine Entwarnung gegeben werden. Im Gegenteil.“ Zwar sind die Belastungen in einigen Bereichen zurückgegangen – durch Kläranlagen und Waschmittel etwa gelangen heute viel weniger Phosphate ins Meer als noch vor 25 Jahren. Dafür hat der Nährstoffeintrag durch die immer intensivere Landwirtschaft zugenommen – die überdüngt jetzt die Nordsee. „Das Ökosystem in der Nord- und Ostsee degradiert nach wie vor, es zieht sich zurück.“, sagt Sachverständiger Moritz Reese. Das Vorgänger-Gutachten zum Meeresumweltschutz datiert von 1980. Bereits damals stellte der Umweltrat fest, für die Nordsee sei es „fünf vor zwölf“. Wie spät es heute ist? Reese will keine Uhrzeit mehr nennen: „Dieses Bild ist zu statisch für die dynamische Situation.“