piwik no script img

INTERVIEWSehr klare Botschaft für potentielle Elfenbeinhändler

■ Richard Leakey, Delegationsleiter für Kenia, über den Beschluß, das Handelsverbot für Elefanten aufrechtzuerhalten

Richard Leakey zählt zu den international renommiertesten Tierschützern und ist ein vehementer Verfechter des Handelsverbots mit Elefanten. Sein 1972 verstorbener Vater Louis galt als einer der legendären Pioniere des Artenschutzes in Afrika.

taz: Herr Leakey, war die Konferenz in Kioto ein Erfolg für die Elefanten?

Richard Leakey: Die Ergebnisse von Kioto waren für die Elefanten sehr gut. Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn sich die Welt hier nicht klipp und klar zu ihrer Verantwortung und für den Schutz der Elefanten ausgesprochen hätte. Aber der Rückzug aller Anträge, die den Elefantenhandel wieder möglich machen wollten, ist eine sehr klare Botschaft an alle potentiellen Elfenbeinhändler. Für lange Zeit wird es jetzt keinen Elfenbeinhandel mehr geben.

Afrika hatte in Kioto keinen einheitlichen Standpunkt in der Elefantenfrage. Schadet dieser Streit?

Nein. Es gab eine große Einheit innerhalb Afrikas. Zum ersten Mal haben die arabischen, französischsprechenden und portugiesischsprechenden Staaten Afrikas hier mit einer Stimme gesprochen. Nur vier Länder aus dem Süden Afrikas haben dem widersprochen.

Gehen die Diskussionen über das Handelsverbot weit genug? Simbabwe beansprucht die nachhaltige Nutzung der Elefanten. Darin wird es von Naturschutzorganisationen unterstützt.

Ich kann dem nicht zustimmen. Simbabwe kümmert sich nicht besser um seine Elefanten als andere Länder auch. Es gibt gute Gründe, anzunehmen, daß Simbabwe viel größere Probleme mit der Jagd hat, als es das Land eingestehen will. Während andere Länder wie Kenia zugeben, daß es Jagdverluste gibt, leugnet Simbabwe das. Es gibt Berichte, daß innerhalb Simbabwes eine sehr große Zahl von Elefanten durch Angehörige der Armee getötet worden sind.

Entwicklungsländer haben den industriellen Norden in Kioto angeklagt, daß der Artenschutz von ihnen Opfer verlangt, die für sie untragbar sind. Sind die Klagen berechtigt?

Manche von ihnen sind berechtigt. Aber es wäre dumm, daran zu glauben, daß Entwicklungsländer etwas tun, weil sie unter dem Druck des Westens stehen. In Kenia schützen wir unser Wildleben, weil wir das selbst so wollen, und nicht, weil uns das jemand so gesagt oder aufgezwungen hat. Wir machen das aus reinem nationalem Interesse. Es wäre sehr paternalistisch, wenn der Norden denken würde, Afrika könne nicht aus Eigeninitiative für den Schutz seines Wildlebens sorgen.

Brauchen Entwicklungsländer Unterstützung für die Überwachung ihrer Arten?

Technische Hilfe ist in der Tat sehr wichtig. Viele Südländer haben einfach nicht die wissenschaftlichen und technischen Mittel, um den Artenbestand sorgfältig zu überwachen. Mit Flugzeugen lassen sich heute sehr viele Tierarten sehr gut kontrollieren. Auf diesem Gebiet wäre Hilfe in Afrika sehr willkommen. Geberländer sollten dem Artenschutz mehr Priorität geben. In Deutschland wäre es sicher sinnvoll, im Umweltministerium ein Budget für den Artenschutz in den Ländern des Südens einzurichten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen