kucken se ma: auf bremens leinwand : Seemannsgarn aus Zelluloid
Inzwischen ist es schon eine schöne Tradition, dass einmal pro Jahr im Kino 46 für eine Woche „maritime Filme“ gezeigt werden. Zum 5. Mal lädt dazu die „Bremen Logistics Group“ vom 21. bis zum 26. August ein, der Eintritt ist frei. Höhepunkte des Programms sind diesmal zwei Stummfilme von Buster Keaton. Nacheinander werden am Freitagabend ab 20.30 Uhr „The Navigator“ und „Steamboat Bill Jr.“ aufgeführt, jeweils live von Ezzat Nashashibi am Klavier begleitet.
In „The Navigator“ spielt Keaton einen verwöhnten Millionär, der sich nicht einmal die Schuhe zubinden kann und alleine mit seiner ähnlich ungeschickten Freundin auf einem im Meer treibenden Ozeandampfer landet.
Ein Schiff, auf dem er sich nach Herzenslust austoben konnte, hatte der Tüftler Keaton auch in „Steamboat Bill Jr.“ zur Verfügung, nur hier war es einer der legendären Mississippi-Raddampfer, auf dem er wieder als zartes Bürschchen lernen muss, sich gegen seinen Vater, einen raubeinigen Kapitän, zu behaupten. Berühmt ist der Film für einen der gefährlichsten Stunts der Filmgeschichte, bei dem während eines Tornados eine hölzerne Häuserfassade auf Keaton fällt, der nur durch einen zentimetergenau für ihn maßgeschneiderten Fensterrahmen gerettet wird.
Alles andere als ein Meisterwerk ist dagegen der Film „Blaue Jungs“, den Wolfgang Schleif 1957 mit Karlheinz Böhm und Walter Giller drehte. „Verlogen kitschige Unterhaltung“ nennt ein Filmlexikon diesen „Südseezauber vor dem Hintergrund des Seekriegs im Pazifik.“ Ähnlich banal ist das Drehbuch von „Schiff ohne Hafen“, den der deutsche Superstar der 30er Jahre, Harry Piel, mit sich selber als Helden drehte. Es geht dabei mit viel Huch und Peng um Mord auf einem Gespensterschiff. Interessant ist der Film aber, weil er zum Teil auf dem Segel-Schulschiff „Bremerhaven“ gedreht wurde, also viel nostalgisches Lokalkolorit verspricht.
Eine volle Breitseite Seemannsromantik bietet auch „Windjammer und Janmaaten“ aus dem Jahr 1930, der eine 110 Tage lange Fahrt des Hochseeseglers „Pamir“ von Hamburg an die Küste von Südamerika in zum Teil wunderschönen Bildern dokumentiert. Fellini hat sein „Schiff der Träume“ dagegen in den Studios von „Cinecitta“ vom Stapel gelassen. Man sieht dem Meer sofort an, dass es in Wirklichkeit nicht viel mehr als ein Planschbecken ist, aber wichtiger als der Ozeandampfer ist die pittoresk dekadente Gesellschaft, die auf ihm feiert.
Ebenfalls in einer größeren Badewanne drehte Alfred Hitchcock 1943 „Lifeboat“, der ausschließlich eben auf einem Rettungsboot spielt. Auch Orson Welles wollte in den 50er Jahren einen Film nur auf einer Segelyacht spielen lassen, und er hatte den Film „Dead Calm“ auch schon fast fertig gedreht, als plötzlich sein Hauptdarsteller starb. 1988 adaptierte dann Phillip Noyce das Drehbuch in seinem extrem spannenden „Todesstille“ mit dem Paar Nicole Kidman und Sam Neill, das einen Schiffbrüchigen an Bord nimmt, der sich als das personifizierte Böse entpuppt.
Wilfried Hippen
vom 21. bis zum 26.8. im Kino 46