Sechs Neue und Mr. Hafen für Mirow

SPD-Landesvorstand legt Vorschlagsliste der BürgerschaftskandidatInnen vor. Gewählt wird auf Parteitag am Donnerstag. Spitzenkandidat Thomas Mirow schart Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt und Hafenboss Peter Dietrich um sich

von SVEN-MICHAEL VEIT

Sechs Frauen unter den Top Ten – was auf den ersten Blick wie eine Feminisierung der Hamburger Sozialdemokratie erscheint, entpuppt sich auf den zweiten als taktisch gute Dosierung. Mit insgesamt 17 Kandidatinnen auf den ersten 40 Plätzen der Landesliste zur Bürgerschaftswahl, die der Landesvorstand gestern Abend verabschiedete, stagniert der Frauenanteil der SPD exakt auf dem Niveau von 2001. Sollten die Prognosen von kaum mehr als 30 Prozent sich am 29. Februar bewahrheiten, dürfen die Sozialdemokraten mit viel mehr als 40 Mandaten nicht rechnen.

Weit vorne auf Platz vier wurde die parteilose Aydan Özoguz aufgestellt. Die 33-Jährige war vor zweieinhalb Jahren als Quereinsteigerin geholt worden und hat sich als Migrationsexpertin einen veritablen Ruf in der Bürgerschaft erworben. Die weiteren vier Top-Platzierungen im so genannten Kasten werden vom Parteivorstand nach Funktionen vergeben: Hinter Spitzenkandidat Thomas Mirow rangieren Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt und Fraktionschef Walter Zuckerer, Platz fünf gehört DGB-Chef Erhard Pumm. Weitere Freikarten vom Vorstand erhielten ver.di-Vize Uwe Grund (30) und Lutz Kretschmann (40). Somit darf der Schwuso-Chef, der 2001 auf Platz 50 knapp scheiterte, seiner Rückkehr in die Bürgerschaft mit Optimismus entgegensehen.

Die nachfolgenden Plätze werden traditionell nach den Nominierungen der sieben Parteikreise vergeben. Vier von ihnen schmücken sich mit Spitzenkandidatinnen: Barbara Duden (Wandsbek), Andrea Hilgers (Nord), Monika Schaal (Eimsbüttel) und Britta Ernst (Altona) rangieren deshalb vor Michael Neumann aus Mitte auf Rang zehn.

Sechs Neulinge folgen auf den noch als aussichtsreich geltenden Plätzen, als prominentester auf Platz 24 der Altonaer Kreisvorsitzende Hans-Christoff Dees. Insgesamt umfasst die Landesliste wieder 121 Plätze – von ihrer Angewohnheit, im Zweifel sämtliche überhaupt im Landesparlament zu vergebenden Mandate wahrnehmen zu können, will die SPD nicht so einfach lassen.

Mirow stellte gestern zwei weitere Mitglieder seines Schattenkabinetts vor. Peter Dietrich, ehemaliger Chef der Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA), ist für die Ressorts Finanzen und Wirtschaft zuständig. Für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung nominierte er Bürgerschaftspräsidentin Stapelfeldt.

Mirow lobte den 65-jährigen Dietrich, den er aus seiner eigenen Amtszeit als Wirtschaftssenator bestens kennt, als „Mr. Hafen“. Die Türen der Hamburger Unternehmen stünden ihm weit offen. Dietrich betonte, Hamburg dürfe keine Chancen verpassen. Als Senator würde er sich etwa jede Woche nach dem Stand bei Planungen zu einer weiteren Elbvertiefung erkundigen.

Im Bereich Bau-Verkehr-Stadtentwicklung müsse das Projekt Hafen-City zu einem Erfolgsprojekt werden. Mirow warf dem Rechts-Senat vor, das gesamte Überseequartier für nur ein einziges Unternehmenskonsortium ausgeschrieben zu haben. Stapelfeldt sprach sich für eine Stadtplanung aus, die die Potenziale der Stadtteile nutze. Ein SPD-geführter Senat werde den Bau von mindestens 2.400 Mietwohnungen pro Jahr fördern. Unter Schwarz-Schill ist der Sozialwohnungsbau praktisch eingestellt worden.

Zudem müssten neue Wohnungen sich mehr an den Bedürfnissen von Kindern und alten Menschen orientieren, meinte die 47-jährige Kunstgeschichtlerin, die seit Jahren als Anwärterin für den Chefsessel in Schul-, Wissenschafts- oder Kulturbehörde gehandelt wurde. Meriten im neuen Aufgabenbereich sind nicht bekannt.