■ Scientologen auf dem Vormarsch: Druck machen!
Über den Sektenkonzern Scientology zu informieren kann zuweilen kostspielig werden. Denn noch immer versuchen sich die Jünger Hubbards vor Gericht auf ihre „Religionsfreiheit“ zurückzuziehen, um den Preis für ihr „Outing“ als Scientologen nach oben zu treiben. Um so bemerkenswerter ist es, wenn sich nun in Neukölln Politiker, Betroffene und Mieterberater zusammenschließen, um dem Treiben der Umwandler Einhalt zu gebieten. Die Zeit jedenfalls drängt. Hätten die Neuköllner ähnlich abwartend reagiert wie das Bezirksamt Kreuzberg samt grüner Baustadträtin im letzten Sommer, die Sektenfirmen hätten auch in Berlin den Umwandlungsmarkt an sich reißen können, ohne daß davon viel Aufhebens gemacht worden wäre. Doch mit Öffentlichkeit allein ist es nicht getan. Nicht nur die betroffenen Mieter und Eigentümer müssen wissen, mit wem sie sich da einlassen, sondern auch die Behörden. Warum reagiert die Notarkammer beim Landgericht bisher nicht darauf, daß in den (rechtlich zweifelhaften) Kaufverträgen die immer gleichen Notare Jobski und Budesheim „vorgeschrieben“ werden? Wann schafft der Senat die Voraussetzung dafür, die Mieter umfassend über Umwandlungsabsichten zu informieren? Wann informiert der Bausenator bei einer seiner unzähligen Pressekonferenzen über die Scientology-Umwandler, anstatt die Bezirke anzuweisen, die begehrten Abgeschlossenheitsbescheinigungen zu erteilen, ohne sich vor Ort ein Bild vom Zustand der Häuser zu machen? Wenn der Schritt des Neuköllner Bündnisses jetzt nicht auch im Senat ähnliche Aktivitäten auslöst, muß man sich fragen, ob es die Politiker tatsächlich ernst meinen mit ihren Äußerungen gegenüber dem Sektenkonzern. Vom Kampf gegen die Umwandlungsspekulation im allgemeinen ganz zu schweigen. Uwe Rada
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