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Archiv-Artikel

Schwul-lesbische Kultur im Bordell?

betr.: „Allianz der Heuchler. Nach Protesten von Klerus und ‚Emma‘ darf ein schwul-lesbisches Kulturfestival nicht im Puff stattfinden“, taz zwei vom 7. 5. 07

Ein Grund für meine jahrelange Treue zur taz ist die Tatsache, dass sie für die Wahrheit eine ganze Seite reserviert, ansonsten aber versucht, ohne Pathos des Wahrheitsanspruchs auszukommen.

Daher wundere ich mich über Sätze von JAF wie „In Wahrheit überschreitet der Protest gegen die Eröffnungsveranstaltung von ‚Sommerblut‘ in diesem modernen Bordell die Grenze des politisch Zumutbaren“. Die Verwunderung ist noch größer, wenn er wie ein Pressesprecher die Vorteile dieses „modernen Bordells“ als „linksalternatives Musterunternehmen“ anpreist. Angesichts solcher Worte wünscht man sich tatsächlich erneut eine Debatte darüber, was „links“ alles bedeuten kann.

Die Frage ist doch vielmehr, ob dieses Bordell wirklich der geeignete Ort ist, um ein schwul-lesbisches Kulturfestival zu eröffnen, ein Festival für die, „die mal tüchtig ihre Ideen von Lust ohne religiöse Last in die Tat umsetzen möchten“ (JAF).

Oder wird dies vielmehr zu einer Werbeveranstaltung für ein Etablissement, das laut Homepage vor allem als Zielgruppe „Junggesellenabende“ hat und angesichts von „120 Girls“ das „große Partyvergnügen“ für den Mann verspricht?

Das würde doch mal zu einer Debatte einladen, was sich heute alles unter schwul-lesbischer Kultur einordnen lässt.

NORBERT BAUER, Köln