Schutzlos : Wenn der Staat nur zuschaut
Ein Sozialarbeiter wird erschossen. Ein totes Kind wird im Kühlschrank gefunden. Auf den ersten Blick zwei Fälle, die nichts miteinander gemein haben, außer dass sie wenige hundert Meter voneinander entfernt geschehen sind. Auf den zweiten Blick sind beide Symptome des totalen Staatsversagens.
KOMMENTARVON JAN KAHLCKE
Über die Rolle des Staates wird ja derzeit viel debattiert: Soll er hier ein bisschen mehr, dort ein bisschen weniger …? Unverhandelbar muss dabei bleiben, dass der Staat die physische Unversehrtheit seiner Bürger schützen muss. Sein Scheitern ist immer dann nicht mehr zu leugnen, wenn es Tote gibt. Wie im Fall des kleinen Kevin, den sein sozialer Vater trotz Amtsvormundschaft zu Tode quälen konnte. Sein Tod hat die Behörden in wilden Aktionismus versetzt.
Der Tod von Abdulkadir Akbaba hat bei den Bremer Behörden offenbar nichts ausgelöst. Das Interesse des Staates scheint nicht weiter zu reichen als bis zur Schuldfähigkeit. Schutz der Allgemeinheit vor den Tätern, oder der Täter vor sich selbst? Fehlanzeige. Fünf Jahre lang laufen Menschen frei herum, die Experten beide für fähig halten, aufgrund psychischer Störungen zu töten.
Dass der Staat, in dessen Auftrag Akbaba mittelbar unterwegs war, nun nicht einmal die wirtschaftlichen Folgen seines Todes abfedert, ist einfach nur zynisch.