Schulreform: Heiße Schulkampf-Phase startet
Senat stellt Plakat-Kampagne für Primarschule vor. Reformgegner beklagen Einsatz von Steuermitteln. SPD-Bildungsexperten für längeres gemeinsames Lernen.
Die Materialschlacht kann beginnen. Die ersten Stellschilder von SPD und FDP zum Thema Schulreform-Volksentscheid sind bereits auf der Straße, nun will auch der Hamburger Senat großflächig aufrüsten. Gestern stellten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) in steter Vermeidung des Wortes Kampagne die so genannten Informationsmaßnahmen der Hamburger Regierung zur umstrittenen Schulreform vor.
Kernpunkt ist die stadtweite Präsens von elf Plakat-Motiven, für die mehr oder weniger prominente HamburgerInnen ihre Einschulungsfotos zur Verfügung gestellt haben, auf denen sie mit Schultüte im Arm vor der Kamera posieren und zudem den Satz: "Geben wir unseren Kindern mehr mit auf den Weg als …" sinnvoll ergänzen und die Notwendigkeit der Reform aus ihrer Sicht begründen.
Mit dabei sind etwa die Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters Isabelle Vértes-Schütter, Handwerkspräsident Josef Katzer, der Schauspieler Kostja Ullmann und die Landespastorin Annegrethe Stoltenberg. Auch Moderator Carlo von Tiedemann, Ballett-Chef John Neumeier und Tagesschau-Urgestein Wilhelm Wieben wirken bei der Nicht-Kampagne-Kampagne mit, auch wenn sie unter den Plakatmotiven bislang noch nicht vertreten sind.
Rund 200.000 Euro kostet den Senat die "Info-Maßnahme", 500 Plakate sollen ab Ende dieser Woche sukzessive auf die Plakatwand gebracht werden. Auffällig: In den Erläuterungstexten der Plakaten geht es nur selten um die heißen Eisen Primarschule und Elternwahlrecht, sondern vorrangig um kleinere Klassen und bessere Lernbedingungen. Das Wort Volksentscheid kommt auf den elf Motiven gar nicht vor.
"Wir müssen da als Senat mit der gebotenen Distanz agieren", begründet Ole von Beust die Zurückgenommenheit der Plakatentwürfe. Denn schon bei der Präsentation der Plakate stand Ober-Reformgegner Walter Scheuerl mit der Kritik Gewehr bei Fuß, dass hier "der Senat 200.000 Euro Steuergelder gegen den erklärten Willen der Hamburger Eltern" einsetzt.
Zudem seien die "Motive irreführend", findet der Initiativen-Chef. Auf den Plakaten würden ja nur "Personen zu Wort kommen, die es in diesem System geschafft haben" und gerade nicht die sechsstufigen Primarschulen besucht hätten. Ende der Woche wollen nun auch die Reformgegner ihre Plakate auf die Straße bringen und damit die heiße Phase des Streits um die Hamburger Schulzukunft einläuten.
Bereits Montagabend hatte die SPD ihre Schulreform-Kampagne mit einer Diskussionsveranstaltung in der Altonaer Louise-Schroeder-Schule eingeleitet. SPD-SchulpolitikerInnen wie die frühere sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange, Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) oder Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi warben dabei eindringlich für ein gemeinsames Lernen bis Klasse sechs. Solche Lernmodelle seien in vielen europäischen Ländern längst zu Erfolgsmodellen geworden.
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