Schule: Rote Karten für die Schulpolitik

Der Landeselternausschuss (LEA) will mit Protestaktionen auf die Missstände an den Berliner Schulen hinweisen. LEA-Chef Günter Peiritsch: Alle Parteien in der Pflicht.

Die rote Karte für Berlins Schulsenator. Bild: dapd

Erst wollen die Lehrer protestieren, dann die Eltern - ab April steht der Stadt eine Protestwelle ins Haus. Die Schulen seien heruntergewirtschaftet, so könne es nicht weitergehen, kündigte der Vorsitzende des Landeselternausschusses (LSA) Günter Peiritsch am Freitag die Aktion "Rote Karte" an. Rund 400.000 Rote Karten, die auf die Missstände in der Bildungslandschaft hinweisen, sollen in Form von Aufklebern unter die Leute gebracht werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft am 5. April die Lehrer dazu auf, während der Unterrichtszeit für eine Stundenreduzierung für ältere Lehrkräfte zu demonstrieren (die taz berichtete).

Der Landeselternausschuss und die GEW ziehen mit ihren Forderungen an einem Strang. Mit der Aktion "Rote Karte" wird "mehr Kohle für Schulen" gefordert. Auf der Rückseite der Dummies, die Pressevertretern am Freitag ausgehändigt wurden, heißt es: "Befestigen Sie diesen Aufkleber auf ihrem Auto, im Fenster, an der Haustür." Mit weißen Lettern auf rotem Grund werden die Misstände in den Berliner Schulen angeprangert: fehlende Lehrer, unzureichendes Raumangebot, marode Schulgebäude, nicht ausreichend erteilter Unterricht, erhöhte Krankenstände durch überfordertes Lehrpersonal, zu wenig Schülermensen- die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Die Misstände seien offenkundig, so der LSA-Vorsitzende Peiritsch. Als Bespiele verweis er auf die Grundschule am Weißensee. In der Schule aufgenommene Bilder zeigen, dass der Putz von den Wänden bröckelt, der Fußbodenbelag sich wellt und löchrig ist. Beziffern könne er die Summen, die den Schulen fehlen, nicht, sagte Peiritsch. Immer wieder werde er gefragt, welchen Etat man zusammenstreichen solle, um zusätzliche Mittel für die Schulen locker zu machen. "An dieser unheilvollen Diskussion beteiligen wir uns nicht".

Mit der Aktion "Rote Karte" fordert der LSA einen "Rettungsschirm für Berliner Schulen". Bei den Banken habe der Hilferuf schließlich auch funktioniert, so Peiritsch. Schulqualität könne nicht mit Kostenneutralität gleichgesetzt werden, wie es politisch Verantwortliche gerne täten. "Bildung ist eine unserer wichtigsten Ressourcen".

Adressat der Aktion "Rote Karte" sind Peiritsch zufolge keineswegs nur Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) und der rote-rote Senat. "An dem Raubbau, der sich in den letzten Jahrzehnten an unseren Schulen abgespielt hat, waren alle Parteien beteiligt", so Peiritsch.

Die Aufkleber sollen bis Mitte April in Umlauf gebracht werden. Begleitet werden soll die bis zum Herbst geplante Aktion durch vielfältige Diskussionsveranstaltungen zum Thema Schulmisere und einen Sternmarsch. Es gehe darum, Druck aufzubauen, "in einen Dialog für das tatsächliche Erreichen von Zielen einzutreten". Dass Wahlkampf ist, sei da von Vorteil.

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