Schulbücher : Marktwirtschaft ist auch ein Konstrukt
Die FDP möchte die niedersächsischen Lehrpläne umschreiben. So ist wohl die Debatte über die Schulbücher zu verstehen, die sie im Landtag angezettelt hat. Zwar mag an den Büchern das eine oder andere kritikwürdig sein. Die Studie, auf die sich die Liberalen berufen, legt aber den Verdacht nahe, dass hier eine Ideologie durch die andere ersetzt werden soll.
KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER
Die Liberalen sprechen von „Irrlehren“ und „ökonomischem Nonsense“ – gerade so, als sei die Ökonomie eine exakte Wissenschaft, die sich nach Naturgesetzen richte. Neoklassische Ökonomen wollen uns das gerne weismachen, dabei zeigt die Lehre von der reinen Marktwirtschaft, auf die sich die FDP-Studie beruft, Züge einer Ideologie: eines geschlossenen Systems, in dem sich alles erklären lässt. Selbst altruistisches Verhalten wird auf Nutzenmaximierung zurück geführt – eine Position die durch jüngste Forschungen entkräftet worden ist.
Die FDP-Studie tut so, als brauche die Marktwirtschaft keine Regeln. Das ist falsch. Der Kapitalismus begünstigt Kapitalbesitzer und unter ihnen diejenigen, die über mehr Kapital verfügen als andere. Weil das so ist gibt es ein Kartellrecht. Abgesehen davon ist die Wirtschaft auf staatlich gewährleistete Rechtssicherheit angewiesen und auf eine Grundehrlichkeit der Marktteilnehmer. Kein Internet-Laden könnte ohne sie funktionieren.