: Schon wieder großer Krach bei Kirchens
■ Bischöfin verläßt den Pastorenverein / Neuer Streit um Gehaltsverzicht
Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen ist nach fast 20jähriger Mitgliedschaft aus dem Pastorenvereinder Nordelbischen Kirche ausgetreten. Anlaß: Der Berufsverband der Seelsorger in Hamburg und Schleswig-Holstein hatte einen Gehaltsverzicht für Pastoren für unzumutbar erklärt und sich gegen entsprechende Beschlußvorschläge der Nordelbischen Synode gewandt. Bischöfin Maria Jepsen in ihrem Kündigungsschreiben: „Ich denke, es ist an der Zeit, daß wir als Pastoren und Pastorinnen Zeichen setzen und zu Verzicht uns bereiterklären.“
Seelsorger könnten mit ihrem Einkommen auskommen, mehr aber auch nicht, so der Berufsverband kurz vor dem Weihnachtsfest. Geistliche mit einer Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 55 Stunden verdienten keineswegs soviel Geld, wie viele meinen – das Wohnen im Pastorat sei durchaus nicht kostenlos, sondern schlage im Durchschnitt mit rund 1700 Mark Warm-Miete zu Buche. Vor allem für kinderreiche Pastorenfamilien ohne mitverdienenden Ehepartner sei es finanziell „ganz schön eng“.
Mit Bezug auf die „Pastoren zur Anstellung“, die in den ersten Dienstjahren mit einem 75-Prozent-Gehalt bereits einen erheblichen Verzicht leisteten, hatte sich jüngst auch der Vorsitzende der Kirchenleitung, der Lübecker Bischof Karl Ludwig Kohlwage, gegen jede Kürzung von Pastorengehältern ausgesprochen. Bischöfin Maria Jepsen schrieb nun: Beim Gedanken an die vielen Arbeits- und Wohnungslosen und Schlechtverdienenden „fällt es mir schwer, daß wir von dem Gedanken der Besitzstandswahrung immer noch gepackt sind“.
900 der insgesamt 1600 nordelbischen Seelsorger gehören dem Pastorenverein an. epd
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