■ Schöner leben: Frau Dalmyns Brief
Haben Sie schon Post von Frau Dalmyn gekriegt? Marion Dalmyn? Ich ja. Frau Dalmyn weiß was von mir. Sie schreibt: Da steht eine wichtige Anschaffung ins Haus, und Ihr Kontostand signalisiert: es könnte eng werden!
Woher weiß Frau Dalmyn das? Sie sitzt in der Deutschen Postbank und weiß alles, denn ich habe dort mein Konto. Ich aber kenne die wichtige Anschaffung noch nicht, also hat sie mir ein Faltblatt beigelegt. Vornedrauf zwei lachende Jungwähler beim Seifenblasenblasen. Innendrin meine Anschaffungen. Ein Wohnzimmerschrank, ein Cabrio, ein Traumschiff, ein Ballkleid. Treffer, Frau Dalmyn, ein Ballkleid fehlt mir. Sie: Mit dem Postbank Privatkredit holen Sie sich die nötigen Mittel. Klasse!
Holen! Mittel holen! Befreien! Befreien? Ja, erst die Schufa vom Bankgeheimnis befreien. Eine Unterschrift. Und ein bißchen Selbstauskunft. Haben Sie gedient? Wohnung bei den Eltern? Neulich mal umgezogen? Eheähnliche Gemeinschaft? Sind Sie ungekündigt beschäftigt seit? Was kostet der Haushalt? Alles andere ist schonmal ausgefüllt, unterschriftsreif.
Plietsch, die Postbank. Aus der Not macht sie eine Tugend. Die Not: nie, weder im Traum noch im Leben würde ich ein Postamt betreten wegen etwas anderem als Freimarken und Päckchen. Postbeamte machen ein gequältes Gesicht, wenn sie Geld abgeben müssen, bestimmt ist Postgeld auch weniger wert. Unvorstellbar, auf der Post über eheähnliche Gemeinschaften zu reden.
Die Tugend, das ist Frau Dalmyn. Es gibt sie nicht, sie könnte auch Mustermann heißen, und sie weiß sowieso alles. Ganz am Anfang der Aufzählung von wichtigen Anschaffungen hat sie eine Harley Davidson plaziert. Mit Fransensattel. Bist ein Schatz, Frau Dalmyn. Ich hol mir die Mittel! Burkhard Straßmann
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