■ Schöner Leben: Murphy und BSAG
Schöner Leben
Murphy und BSAG
Sein Name ziert ein ganzes Gesetzbuch: Murphy, dessen wirres Regelwerk zur Berechnung der kleinen und auch mittleren Alltags-Katastrophen dick und immer dicker wird. Murphy, dessen Regel Nummer eins bekanntlich lautet: Nichts ist so schlimm, als daß es nicht noch schlimmer kommen könnte bzw. müßte, was dann auch adhoc und mit arschgenauer Wahrscheinlichkeit eintrifft. Murphy, der Kleingeist, der dafür Sorge trägt, daß z.B. der Kaffee-“Automat“ einem stets und präzise dann in Erinnerung kommt, wenn der Abstand zwischen Maschine und Mensch mindestens 850 km beträgt (entsprechend haargenau der Strecke Steintor — St.- Bernhard-Paß). Britische Hobby-Linguisten konnten sich seinem Wesen zwar beträchtlich nähern, aber die Frage bleibt: Wer zum Teufel ist dieser Kerl?
Und nun, nach 31 strammen Jahren Überlebenstraining zwischen den Fettnäpfen und Fallstricken des Alltagslebens, weiß ich es genau: Murphy ist ein geheimer BSAG-Mann. Wer sonst könnte Fahrpläne aushecken, die mit solcher Unregelmäßigkeit neue Regeln hervorbringen? In Form winziger Hieroglyphen, kleiner, eingekreister 6 und 7-Zeichen? Zeichen, die bewirken, daß immer dann, wenn Du den neuen Fahrplan brav gelernt hast, neue Sonderfälle, ja: Finten hinzukommen? Daß z.B. die Linien 2 und 10 ihren Parallelverkehr so timen, daß sie beinahe gleichzeitig am Dobben eintreffen & wieder abziehen, was Dir optimale Wartezeiten so um die 19,5 Minuten beschert? Um dann am Bahnhof gerade nochmal den Anschluß nach Kirchweyhe zu verpassen, was die Fahr- und Wartezeit auf gemütliche 1,5 Stunden verlängert? Und immer wieder taucht ein neuer Wink im Fahrplan auf, z.B.: „Täglich außer III.VII.“ — Murphy, möge Dich der nächste Stellenabbau mit ganzer Härte des Gesetzes (Deines eigenen nämlich) treffen! tom
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen