piwik no script img

■ Schöner LebenMein kleines Gelbes

Schöner Leben

Mein kleines Gelbes

Manchmal ist die Menschheit so herzensgut, daß man aufschluchzen muß, speziell in Anbetracht des Oldenburger Raumes: Dort hat die Telekom für 50 ihrer Telefonhäuschen „Paten“ zwecks dauernder Aufsicht und Obsorge gesucht, und 450 haben sich gemeldet. Bis zu 28 für eine einzige Zelle! Die eifrigste Patin gab gleich zweimal täglich durch, daß mit dem Patenkind soweit alles in Ordnung gehe.

450 Menschen, die für ein Vergeltsgott von monatlich 100 Gratiseinheiten ein kleines gelbes Häuschen an Kindes oder Hundes Statt in ihr Herz wegschließen, auf daß ihm kein Leid mehr geschehe; 450 Menschen, die ihm vielleicht an Festtagen auch mal ein Fünfmarkstück extra zustecken; 450 Menschen, denen keine Aufgabe zu klein ist bei dem großen Werk, die erloschene Welt wieder zu beseelen: Was soll uns noch zustoßen, solange solche wachen bzw. lauern?

Auch andere Unternehmungen des Gemeinwohls könnten von all der Hilfswilligkeit profitieren, verehrte Bundesbahn! Ich persönlich wäre zum Beispiel imstande, für eine Jahresnetzkarte dem Gleis 11 ein guter Pate zu sein. Oder auch, verehrte Polizeidirektion, für ein gelegentliches Quentchen Nachsicht meinem Nachbarn. Manfred Dworschak

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen