■ Schnittplatz: Integration?
Der neue nationale Hörfunk, ein Konglomerat aus Deutschlandfunk, RIAS und DS Kultur der DDR, soll ein „Integrationsradio“ sein und mittels öffentlich-rechtlicher Grundversorgung die Äthervereinigung schaffen. Bislang jedoch, das hat der Streit zwischen Bund und Ländern, zwischen Parteipolitikern und Anstaltsleitern gezeigt, ist das Nationalradio nur ein Medium zur Selbstversorgung – und ein recht-unöffentliches dazu.
Mit dem Mauerfall waren auch die Antennenkrieger vom Rhein und aus dem amerikanischen Sektor am Ende. Doch RIAS und Deutschlandfunk erfanden sich eine neue Aufgabe: deutsch-deutsche „Integration“ statt Kalter Krieg. Daß es nicht wirklich um „Integration“ geht, sondern um Machtpolitik, beweist schon der Umgang mit den Ex- DDR-Funkern. Sie bekamen Westherren vorgesetzt. Zwei Jahre wurde um einen Kompromiß gerungen. Die CDU hätte das Nationalradio gern als Hörfunk-Standbein ganz unter das verläßliche Dach des ZDF geholt. Die FDP hingegen wollte aus dem Nationalradio eine dritte eigenständige „Säule“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem machen, zwischen ARD und ZDF. Die hätte dann gut gegen den ARD-Verbund in Stellung gebracht werden können. Die gefundene Proporz-Lösung ist auch nicht besser: Nun machen unter dem Dach von ARD und ZDF gleich die Regierungen das Programm, genauer gesagt zwei gleichartige Programme (Kultur und Information) aus Köln und Berlin. Binnenkonkurrenz statt „Integration“. Vielleicht führt der Gebührendünger ja tatsächlich dazu, daß da zusammenwächst, was zusammen hört. Doch konkreter ist die Gefahr, daß mit dem neuen Nationalradio Kultur und anspruchsvolle Information im ARD-Hörfunk abgebaut werden. kotte
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