■ Schnittplatz: Mannheimer Krimi
Die ersten Punkte machte das ZDF, an diesem Donnerstag für das öffentlich-rechtliche Vormittagsprogramm zuständig. Kaum hatte Lafontaine seine Kandidatur bekanntgegeben, da war man auf Sendung und zerrte die SPD-Landesfürsten nacheinander vors Mikrophon. Zwischendrin wurden die aufgezeichneten Reden beider Kontrahenten eingeblendet, was uns schon mal eine Ahnung gab, wer denn gewinnen würde.
Doch nach der Direktübertragung war die Luft bei den Mainzern raus. Das ZDF-Spezial schnitt nur noch einmal alles zusammen, und Klaus Bresser versuchte blaffend, Lafontaine im Interview mit dessen Waffen zu schlagen. Aussichtslos. Was der nicht sagen wollte, sagte er hier nicht und nicht auf den anderen Kanälen, schon gar nicht auf die immergleichen Fragen zu PDS, Linksrutsch und Kanzlerkandidatur.
Eine Stunde später hatte sich die ARD für ihren Brennpunkt mehr einfallen lassen. Wir durften, die Kamera zwischen den Delegierten, nacherleben, wie Oskar sie von den Sitzen gerissen hatte, sahen, wie Scharping nicht einmal den Bühnenauftritt von Dasa-Arbeitern dazu nutzte, die Delegierten emotional anzuwärmen. Und waren an der Dortmunder SPD- Basis dabei, wie sie von seinem Sturz erfuhr, spürten die Erleichterung, die wie ein Pfingstwunder über die Genossinnen und Genossen kam: endlich „ein Politiker, der die Massen in den Bann zieht“. Auch zu Deutungen wagte man sich bei der ARD vor, wo das ZDF nur abgefilmt hatte. Schröders Auftritt („Ich kandidiere ... für den Vorstand“) habe wie eine böser Streich gewirkt. Vor allem aber: „Verloren hat Johannes Rau“ – die Macht über seinen Landesverband.MR
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