■ Schnittplatz: Klinkenputzer
Seit 20 Jahren gibt es die „German Screenings“: Die Verkaufsmesse für öffentlich-rechtliche TV-Programme aus deutschen Landen. Fast ebensolange werden hier Jahr für Jahr dieselben Erfolgsmeldungen lanciert. Daß „Derrick“ im Ausland ein totaler Renner sei, auch die „Tatorte“ gern genommen würden, Tierfilme weggingen wie warme Semmeln.
Das war am Dienstag in Köln nicht anders. Die Händler von ARD und ZDF zeigten sich mit ihren Abschlüssen demonstrativ zufrieden. Doch die zur Schau gestellte Euphorie kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß mit deutschen TV-Erzeugnissen kaum Staat und noch weniger Geld zu machen ist.
Der Weltmarkt ist nun mal anglo-amerikanisch dominiert, und da spielen die US-Majors in einer anderen Liga. Wo es dort üblich ist, nur ganze Pakete (ein Highlight plus einer Handvoll Ladenhüter) zu verhökern, wird hier noch für einzelne Serien und TV-Spiele ordentlich Klinke geputzt. Das Angebot bestimmt die Nachfrage, und die nach deutschen TV-Erzeugnissen ist vergleichsweise bescheiden. Auf dem lukrativen US-Markt gleich Null. Schon allein der Sprache wegen. Warum sollte man Synchronisationen zahlen, wenn Vergleichbares auch in Englisch zu haben ist? Offener ist man da schon in den Ländern des Ex-Ostblocks. Das ist schön, bringt aber wenig ein.
Doch über Geld wollten die Verantwortlichen sowieso nicht reden. Was einigermaßen erstaunte. Immerhin handelte es sich hier um die Pressekonferenz von Wirtschaftsunternehmen. Sollte es am Ende etwa so sein, daß diese „German Screenings“ mehr Verwaltungskosten verschlingen, als das Unternehmen überhaupt einfährt? Reinhard Lüke
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