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■ SchnittplatzDu bist nicht allein

O ja, das Leben ist voll von Schicksalsschlägen. Und das Fernsehen überfüllt mit Sendungen, die sich Notfällen aller Art annehmen. An Talkshowthemen wie „Hilfe, mein Freund hat Mundgeruch!“ oder „... und plötzlich war ich tot“ haben wir uns in hinlänglich gewöhnt. Aber was hilft einem die telegene Botschaft „Du bist nicht allein, denn nicht nur dein Freund hat Mundgeruch“, wenn man mittendrin steckt im Schlamassel?

Auch Geert Müller-Gerbes hat mit seinem satirischen Bürgerwehrformat „Wie bitte?!“ bislang nur den Rächer der schon längst Enterbten spielen können. Wenn er über einen Fall berichtet, ist das Kind bereits unrettbar in den Brunnen der Bürokratie gefallen. So ist es jetzt nur konsequent, wenn er seiner „Wie bitte?!“-Show Ende Februar eine televisionäre Präventivmaßnahme voranstellt: „Wir kämpfen für Sie!“ verspricht der Moderator – vorerst sechs Folgen lang.

„Im Mittelpunkt meiner neuen Show stehen Menschen, die durch einen plötzlichen Schicksalsschlag in Not geraten sind“, erklärt uns Müller-Gerbes. „Da gibt es eine junge Familie, die nach einem Wohnungsbrand vor dem Nichts steht. Oder Eltern, die erfahren, daß ihr zweijähriger Sohn schwer herzkrank ist. Ihre Probleme werden derart übermächtig, daß sie alleine, ohne fremde Hilfe, nicht mehr weiterwissen.“ Genau hier will „Wir kämpfen für Sie!“ nun ansetzen. Persönlich, so das Versprechen des Moderators, will er sich um Ämtergänge und Behördenbesuche kümmern. Gemeinsam mit Betroffenen füllt er Fragebogen aus, geht zu Beratungsstellen. Vorerst sechs Folgen lang.

Das erinnert uns an Margarete Schreinemakers, die auch schon mal persönlich ein Tränchen quetscht, damit die Spenden für ihrer Schützlinge auch reichlich fließen. Und an Jörg Wontorra, der für uns Vermißte sucht und Erben findet. Persönlich, versteht sich.

Die Konkurrenz schläft also nicht. Die Schicksale könnten bald rar werden. Aber wer weiß? Vielleicht treffen wir Geert Müller- Gerbes schon bald in Lübeck. Dort, so hört man, gibt es ja etliche junge Familien, die nach einem Wohnungsbrand vor dem Nichts stehen. Genug Schicksale für sechs Folgen.Klaudia Brunst

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