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■ SchnittplatzNeues Eßpapier aus dem Hause Burda

Was von dem ewigen Lamento, allen gehe es immer schlechter, zu halten ist, zeigt ein Blick auf die Auflagen der Feinschmecker- Presse. Ob Schöner essen, das VIF Gourmet-Journal oder Kochen & Genießen – die Hefte gehen weg wie Lachs-Carpacchio. Millionen von Lesern weiden sich monatlich an Wein-Rezensionen, ausführlichen Filet-Besprechungen und den Bildern blutjungen Gemüses, an das sich die Fotografen schamlos heranzoomen.

Ein leckere Zielgruppe ist das, bestehend aus Trüffelfreaks, Schampustrinkern und eisernen Verfechtern der Hausmannskost, deren Leib- und Magenblatt Meine Familie&ich fast an jeder Supermarktkasse hängt. Doch trotz dieser Rundumversorgung will der Burda-Verlag in der publizistischen Nahrungsmittelkette eine Lücke ausgemacht haben. Am 18. September (Welt-Trüffel-Tag!) erscheint erstmals für 8,50 Mark die Vierteljahresschrift Elle Bistro, deren spanischer Ableger wohl El Bistro heißen dürfte – wenn es ihn denn gibt. Denn nicht nur im Land der Paella werden die Bistro- Tischchen allmählich reingeräumt, auch hierzulande verbindet man mit dem Begriff nicht gerade kulinarische Lebensart, sondern eher den beißenden Geruch überbackener Camemberts oder das Knistern der Iglu-Baguettes in der Mikrowelle.

Dabei ist Elle Bistro nur der Anfang. Insgesamt zehn Zeitschriften will Burda dieses Jahr im In- und Ausland noch herausbringen. Nur die avisierte neue Berliner Illustrierte mit dem Codenamen Korsika wird wohl nicht darunter sein. Wie es heißt, zeigten sich Probeleser von einem Dummy, den Ex- Bunte-Chef Franz-Josef Wagner Anfang des Jahres fertiggestellt hatte, mäßig begeistert. Tenor: Ganz nett, muß aber nicht sein. Auch Verleger Hubert Burda und sein Klassenbester Helmut Markwort scheinen die Lust bereits verloren zu haben und basteln lieber an neuen Zeitschriften aus dem Hause Focus. Vielleicht springt ja sogar ein Heft für die Eß-Elite heraus. Für Menschen ohne Zeit für richtige Mahlzeiten. Mit einem Schokoriegel-Test und Markworts Kochbuch als Editorial. Das wär's doch. Oliver Gehrs

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