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Archiv-Artikel

„Schneller geht’s nun mal nicht“

Die taz nimmt einen weiten Weg auf sich – und begibt sich täglich auf die Reise

Wer im Ausland lebt, lebt ohne taz? Denkste! Wir befragten einige taz-Leser und Auslandsabonnenten, warum sie auf die taz-Lektüre auch in der Fremde nicht verzichten wollen.

Ingeborg Kleinhans (80), Anti-Atom-Aktivistin aus Västerås, Schweden

Ich lese jeden Tag die taz. Vor etwa 15 Jahren war ich auch Abonnentin. Ja, warum lese ich die Zeitung eigentlich regelmäßig? Ich sage mal: Die Richtung stimmt. Die taz hat einen Linksdrall. Als fanatische Kernkraftgegnerin finde ich sehr viele Artikel, die mir eine gute Übersicht über die Lage in Deutschland und in der Welt vermitteln. Außerdem gehöre ich zu den hiesigen Grünen, und die taz ist auch sehr an Umweltfragen interessiert.

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Gesine Fuchs (37), promovierte Politikwissenschaftlerin aus Basel, Schweiz

Ich lese die taz seit Anfang der 80er-Jahre. Zuerst zweigte ich etwas vom Pausenbrötchen-Geld ab. Seitdem ich jobbte, habe ich ein Abo, dank Soli-Preis. Heute reicht’s für den normalen Preis; das Auslandsporto macht die Lektüre dennoch zu einem teuren Spaß. Ich mag eigentlich alles an der taz. Nach wie vor bringt sie einen nicht-hegemonialen Blick auf den Lauf der Welt. Die Schwerpunktsetzungen auf den ersten Seiten machen die Lektüre auch einen oder zwei Tage später interessant. Und wenn mich mal wieder Abstrusitäten oder Skandale wütend machen, dann bringt mich das zugespitzte „verboten“ darüber zum Lachen. Jüngstes Beispiel: der Rechtschreib-Zwergen-Aufstand.

Die Auslandsberichterstattung von Zeitungen folgt Aufmerksamkeits- und Themenkonjunkturen, die anders sind als im jeweiligen Land – über die Schweiz werden ja sehr häufig nur Skurrilitäten berichtet. Um über Deutschland auf dem Laufenden zu bleiben, ist darum eine deutsche Zeitung wichtig. Und außerdem ist die taz viel lustvoller als Tante WoZ.

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Michael Homan (53), Cafébesitzer aus Prag, Tschechien

Ich lese die taz seit ungefähr zehn Jahren. Hier in Prag kommt sie etwa zwei bis drei Tage zu spät an, oft im Doppel- oder Dreifachpack per Post. Das ist aber prima, so habe ich immer eine interessante Lektüre für die halbstündige Metro- und Busfahrt zur Arbeit. Oft sprechen mich Deutsche in der Metro an, wenn ich die taz lese: „Ach, Sie sind Berliner“ – was ich als Münchner entrüstet zurückweise. Ich schätze den frechen, ungebundenen Stil der taz sehr. Seit 2003 führe ich den ersten englischsprachigen Buchladen mit Café und Internet in der Tschechischen Republik.

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Harry Wulff (54), Lehrer in Århus in Dänemark

Ich lese die taz seit dem ersten Tag. Selbst abonniert habe ich sie nach meinem Auszug aus meiner WG vor etwa 20 Jahren. Die taz kommt mit der Post pünktlich einen Tag nach Erscheinen. Das ist okay, denn schneller geht es ja nun mal nicht. Ich mag die wunderbaren Fotos, die manchmal schönen Titelzeilen, die zum Teil nicht stromlinienförmigen Berichte und Kommentare und natürlich die respektlose „Wahrheit“. Tom gehört auch dazu, weil er Alltagssituationen auf den Punkt bringt.

Natürlich wäre ein taz-Internet-Abo viel günstiger als der Postversand, aber ich muss die Zeitung in der Hand haben, einzelne Artikel dann noch einmal nachlesen oder Freunden zum Diskutieren vorlegen. Die taz-Lektüre ist fester Bestandteil meiner letzten 25 Jahre. Ich habe viel gelacht, viel nachgedacht, mich oft aber auch geärgert. So ist das eben.

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Willy Buschak (53), amtierender Direktor der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aus Dublin in Irland

Ich lese die taz seit Urzeiten, im Abo, seit ich 1991 nach Brüssel gegangen bin. Dort kam die taz in der Regel einen Tag später, in Dublin, wenn es gut läuft, ist sie ebenfalls am Folgetag da. Es kann sein, dass die tazzen im Geleitzug von drei bis vier Exemplaren eintrudeln. Was Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Zustellung angeht, ist die taz aber von allen deutschen Zeitungen, die wir abonniert haben, neben der Zeit, die beste – auch wenn es gelegentlich schon mal vorkommt, dass eine taz Wochen später mit dem Aufdruck kommt „Versehentlich in den Iran geleitet“.

An der taz schätze ich die kritische Berichterstattung über Deutschland und Europa und die witzige Aufmachung (etwa die Titelseite zur Rechtschreibreform sowie Reportagen über unser früheres Heimatland Belgien). Da ich seit über 13 Jahren im Ausland lebe, ist die taz absolut notwendig, um die Entwicklung in Deutschland zu verstehen. Außerdem vertreibt die taz schlechte Laune und gelegentliche Depressionen, wenn das Wetter in Irland Kapriolen schlägt (Touché und die beiden Bademeister oder die ältere Dame und ihre EineMarkMarke sind da unschlagbar …)

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Syaifoel Choeryanto (49), promovierter Volkswirtschaftler aus Jakarta, Indonesien

Ich kenne die taz, seit ich in Deutschland studiert habe, von 1976 bis 1985. Ich habe in Aachen das Studium begonnen, in Bonn Volkswirtschaftslehre abgeschlossen und in Wien promoviert. Ich schätze an der taz die Beiträge zu Politik, Umweltschutz und Wirtschaft besonders. Die Lektüre der taz im Ausland ist für mich als Vergleich mit anderen Zeitung unerlässlich.