■ Schlangestehen: „Ich will doch schließlich nur eine Fahrkarte“
Wolfgang Kölmel, 49 J., Arzt
Ich bestelle meine Karten immer telefonisch bei einem Reisebüro, die werden mir dann gebracht. Bei einem Bahnschalter versuche ich das nicht, weil da dauert mir das zu lange. Das ist aber nicht nur in Berlin so, ich kenne das von Karlsruhe genauso. Sonst finde ich den Service der Bahn gut, außer bei den Zügen, die in Lichtenberg eingesetzt werden, die sind immer so dreckig.
Peter Sander, 32 J., Student
Bahnfahren finde ich überhaupt nicht attraktiv. Das dauert ewig und ist unbequem. Und wenn man telefonisch eine Fahrplanauskunft will, schnappt man sich am besten ein gutes Buch und setzt sich erstmal hin. Deshalb fahre ich auch so gut wie nie mit der Bahn. Wenn ich irgendwo hinmuß, benutze ich die Mitfahrzentrale oder miete mir selbst ein Auto und nehme Leute mit, weil das billiger ist.
Barbara Someng, 22 J., Physiotherapeutin
Den Service haben wir gerade erlebt: Wir wollten uns nämlich eine Fahrkarte hier am Bahnhof Friedrichstraße kaufen: Riesenschlangen an den Schaltern. Am Hauptbahnhof soll es auch nicht besser sein: da wird wohl gerade umgebaut. Es ist ja seit jeher bekannt, daß man in Berlin eine bis zwei Stunden Zeit haben sollte, wenn man sich eine Fahrkarte kauft. Wir gehen jetzt Eis essen.
Günther Brand, 47 J., Angestellter
Ich fahre nicht so oft mit der Bahn. Den Service fand ich vor der Wende schlecht. Jetzt ist es zwar sauberer, aber auch teurer. Wir kaufen uns aber trotzdem immer ein Kursbuch und suchen uns die Verbindungen selbst raus. Zum Schalter gehe ich nur ganz selten. Mit den neuen Terminals ist das auch komplizierter geworden: das dauert mit dem Computer jetzt manchmal länger als früher.
Christoph Oberle, 28 J., Azubi
Ich fahre jedes zweite oder dritte Wochenende mit der Bahn. Ich bin dazu übergangen, innerhalb des Zuges meine Fahrkarte zu lösen, weil das relativ unproblematisch geht und man nicht lange warten muß. Wenn ich vorher Zeit habe, kaufe ich mir die Karte im Reisebüro. An den Berliner Bahnhöfen ist die Situation eigentlich überall gleich: Man geht einmal hin und dann nie wieder.
Ines Marquardt, 25 J., Biologiestudentin
Ich finde die Leute an den Schaltern eigentlich immer ganz nett, es dauert nur ein bißchen lange. Ich stand eben bestimmt eine halbe Stunde am Bahnhof Friedrichstraße. Das geht einfach nicht. Ob das nur in Berlin so schlimm ist, weiß ich nicht. Ich finde, es müßten einfach mehr Schalter eingerichtet werden. Ich will ja schließlich nichts Großartiges kaufen, ich will doch nur eine Fahrkarte.
Fotos: Christina Piza
Umfrage: Ulrich Jonas
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen