: Schlag ins Gesicht armer Kinder
betr.: „Hilfe für die Mittelschicht“, taz vom 11. 1. 06
Die Absetzbarkeit von Kinderbetreuung für diejenigen, die sich das leisten können, mag ja von Vorteil sein und mag auf diesem Sektor auch neue Arbeitsplätze im privaten Bereich schaffen. Doch wenn man sieht, dass der Unterschied bei Bildungschancen, dem Bildungsstand als auch der Erziehung von Kindern schon heute unter sozial schwächeren Familien und gut gestellten Familien ziemlich hoch ist, so ist das neue Gesetzesvorhaben der Bundesregierung ein Schlag in die Gesichter der Kinder, deren Eltern eher aus sozial schwachen Gesellschaftsschichten kommen, und verringert noch die Chancengleichheit der Kinder.
Zum anderen stört mich die Definition der Regierung von Familie, welche die Ehe und Kinder als Familie in den Vordergrund schiebt und dabei recht arg an der Realität vorbei geht. Ein Land, wo jede dritte Ehe nach einigen Jahren geschieden wird, die Lebensplanung bzw. die Familienformen von allein Erziehende über gleichgeschlechtliche Lebensformen bis hin zu Lebensabschnittspartner geht, sollte dem traditionellen Ansehen von Familie nicht mehr so viel Gewicht beimessen, sondern darauf bedacht sein, die Rechte und den Schutz der Kinder in den Vordergrund zu schieben.
VOLKER UHLENBROCK, Berlin
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