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■ ScheibengerichtFretwork

Sit Fast (Virgin Classics)

„Die Engelländer nennens ein Consort“, schreibt Michael Praetorius 1615 in seinem musikenzyklopädischen Werk ,Syntagma musicum‘, „wenn etliche Personen mit allerlei Instrumenten zusammen in einer Compagny und Gesellschaft gar still, sanft und lieblich accordieren und in anmutiger Symphonia mit einander stimmen.“ Das Gambenconsort, bestehend aus jeweils zwei Gamben in Diskant-, Tenor- und Baßlage, war die beliebteste Ensembleform der englischen Renaissance. Ihren Namen als „Kniegeige“ hatte die Viola da Gamba in Italien erhalten, weil sie nicht waagerecht, sondern in Cellohaltung gespielt wurde, indem man sie zwischen die Beine klemmte. Der Vorläufer der Violine, dessen sechs Saiten sich über Bünde auf dem Griffbrett spannten, war vermutlich in Spanien im 15. Jahrhundert aus der Vihuela hervorgegangen und von vertriebenen Juden nach Italien gebracht worden, von wo aus er sich in fast ganz Europa verbreitete. In England stand das Gambenconsort deshalb hoch im Kurs, weil man durch „Anrührung der vielen Saiten gar eine herrliche liebliche Resonanz“ erzeugen konnte, was viele der angesehensten Musiker der damaligen Zeit zu Kompositionen animierte. Neben William Byrd und John Dowánd hat vor allem Henry Purcell (1659–1695) wundervolle Phantasien geschrieben. Zum dreihundersten Todesjahr von Purcell hat die Londoner „Early Music“-Formation Fretwork bei Komponisten der Avantgarde „neue Musik für alte Instrumente“ in Auftrag gegeben – mit zum Teil überraschenden Resultaten. Neben so etablierten Künstlern wie Gavin Bryars, dessen Stück durch eine feine Balance von minimalistischen Schwebungen und melodischer Eindringlichkeit besticht, und dem Australier Peter Sculthorpe, der aus einen Aborigines-Song schöpft, wirkt Elvis Costello als Überraschungsgast. Erst jüngst zum Notenschreiben konvergiert, bemüht sich der Popstar nun mächtig um einen passablen Einstand als „seriöser“ Komponist. Sein Werk für Gambenconsort und Countertenor hätte dabei allerdings ruhig kühner ausfallen können.

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