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Schalke festigt dritten PlatzGlück mit ungewollten Nebenwirkungen

Schalkes Profis haben beim 5:0 gegen Bremen viel Spaß - vor allem Dreifachtorschütze Raúl ist von seinem Klub begeistert. Dennoch will der Klub kein Titelkandidat sein.

Erfolgreich und glücklich: Weltklasse-Stürmer Raúl macht aus Schalkes biederer Truppe eine Spitzenmannschaft. Bild: dpa

GELSENKIRCHEN taz | Sogar in Spanien sind sie in Aufregung geraten nach dem hinreißenden 5:0 von Schalke 04 gegen Werder Bremen. Noch in der Nacht danach fragte die Sportzeitung Marca: "Y qué pasa con Raúl?", was frei übersetzt ungefähr heißt: "Was ist mit Raul?".

Die spanische Nationalmannschaft leidet nämlich ein halbes Jahr vor der Europameisterschaft unter akuter Stürmernot, der gesetzte Angreifer David Villa vom FC Barcelona hat sich das Schienbein gebrochen, andere wie Fernando Torres oder David Silva suchen vergeblich nach ihrer Form, während der Stern Raúl die Bundesliga erleuchtet.

Gegen Bremen erzielte der Spanier die Treffer zum 1:0, 2:0 und 3:0 (16./20./63.), zehnmal hat er in der ersten Saisonhälfte getroffen, fünf weitere Tore vorbereitet, und kein Schalker hatte am Samstag mehr Ballkontakte (81). "Am Ende hat er sogar hinten links ausgeholfen, damit ich mich ins Mittelfeld bewegen konnte", schwärmte Verteidiger Christan Fuchs.

Und als der 34-Jährige, dessen Vertrag nach der Saison ausläuft, dann auch noch in einem TV-Interview sagte, "ich bin sehr glücklich hier, ich würde gerne bleiben", da war das Schalker Weihnachtsglück perfekt.

Zumindest fast. Denn diese fußballerisch beste Saisonleistung hatte dann doch eine negative Seite. Die Gelsenkirchener stehen nur drei Punkte hinter den Bayern, und weil die Tabelle nun mehrere Wochen in diesem Zustand eingefroren bleibt, droht die Gefahr, dass sich ein Bild von den Schalkern als Meisterschaftskandidat festigt.

Sehnsucht weckt destruktive Kräfte

Das gefällt Horst Heldt gar nicht. "Uns hat bisher keiner auf der Rechnung, und das soll auch so bleiben", sagte der Manager, der FC Bayern und Dortmund seien "ein Stück voraus". Und um diese These zu untermauern, erinnerte Heldt an die direkten Duelle gegen den amtierenden Meister und den Tabellenführer, "da waren wir jeweils chancenlos".

Gerade auf Schalke, wo die ungestillte Sehnsucht nach dem Bundesligatitel überaus destruktive Kräfte wecken kann, wäre es wichtig, erst spät aus der Deckung zu kommen, insofern war dieses prunkvolle 5:0 nicht unbedingt zuträglich. Fuchs behauptete dann auch, dass die Eindrücke dieser Partie eine Täuschung seien, "Bremen war heute wirklich desolat, die Gegenwehr sehr gering".

Das stimmt sicher, war aber nur die halbe Wahrheit. Denn die Mannschaft von Huub Stevens hat einfach unglaublich viel Spaß. Lange spielte Schalke in dieser Serie zwar zäh und widerstandsfähig, aber wenig glanzvoll. Nun ist das Element der fußballerischen Leichtigkeit dazu gekommen. Und das, obwohl mit Lewis Holtby und Jefferson Farfan zwei der stärksten Spieler der Hinrunde fehlten.

Huntelaar will mehr

Aber dafür blühten Teemu Pukki und José Mauel Jurado auf, auch Jermaine Jones und Torschütze Kyriakos Papadopoulos (67.) werden immer besser, Raúl ist ohnehin ein Ereignis, und Klaas-Jan Huntelaar darf wohl als gierigster Torjäger Europas gelten. Die beiden ersten Raúl-Tore hatte der Holländer vorbereitet, das 5:0 selbst erzielt (70.), doch als er ausgewechselt wurde, war er mächtig wütend. Huntelaar wollte mehr.

Der Torjäger deutete an, über eine Verlängerung seines Vertrages verhandeln zu wollen, wie im Übrigen auch Farfan, dem ein Angebot vorliegt. Raúl fühlt sich ebenso vom Klub angezogen. Er sagte: "Es ist ein wunderbares Erlebnis hier, und die Leute sind so liebevoll, das hätte ich nicht erwartet."

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